Viele Eltern und Erwachsene, die im Erziehungs- und Bildungskontext mit den Themen Rassismus und Diskriminierung in Berührung kommen, stellen sich derzeit die Frage „Wie sollte mit Kindern über Rassismus gesprochen werden?”. Es ist wichtig, schon früh mit Kindern über Rassismus zu sprechen und das Gespräch immer weiter fortzusetzen, während das Kind groß wird. Aber wie?
Warum soll ich mit Kindern über Rassismus sprechen?
Werden Kinder ohne Rassismuserfahrung von klein auf aufgeklärt, trägt das dazu bei, dass sie selbst anti-rassistisch handeln und denken und einschreiten, wenn sie Zeug:innen von Diskriminierung werden. Für Eltern mit BIPoC Kindern ist es wichtig, die Identität der eigenen Kinder zu stärken und sie darauf vorzubereiten, dass sie mit Rassismus konfrontiert werden können.
Natürlich müssen Faktoren wie das Alter und die eigene Betroffenheit berücksichtigt werden, wenn man mit Kindern über das sensible Thema Rassismus sprechen will. Kleinkinder und Kinder im Vorschulalter haben in der Regel keinen Filter und sagen geradeheraus, was ihnen durch den Kopf geht. Es ist wichtig, Geduld und Ruhe zu bewahren, da der Lernprozess lange dauern kann. Wenn etwas gesagt wird, das beleidigend erscheint, kann der Moment als Gelegenheit genutzt werden, Dinge klarzustellen und Vielfalt positiv darzustellen.
Es ist ein guter Anfang, physische Unterschiede auf positive und konkrete Weise zu beschreiben. Kleinkinder und Kinder im Vorschulalter können zwar noch nicht ganz verstehen, was Rassismus ist und wie er funktioniert. Aber sie sind in der Regel neugierig und lernen schnell. Wichtig ist auch, trotz aller Unterschiede auch Gemeinsamkeiten herauszustellen: Alle Kinder spielen gerne, Eis schmeckt den meisten.
Die richtigen Worte finden
Auch das Vokabular, mit dem erklärt und beschrieben wird, ist bei der Aufklärung elementar. Hautfarben mit Essen zu vergleichen ist beispielsweise rassistisch und historisch oft mit dem Versklavungshandel und/oder Kolonialismus verbunden. Auch “farbig” oder “dunkelhäutig” sollten nicht verwendet werden. Beide Begriffe stammen aus kolonialem Kontext und sind Fremdzuschreibungen. Es ist wichtig, Kindern beizubringen, Dinge konkret zu benennen.
Vokabular wird auch durch Medien erlernt. Umso wichtiger ist es, passende Bücher, Lieder, Spielzeug, Serien und Filme zu finden, die bei der Aufklärung helfen und Repräsentation stärken. Erkennt sich ein BIPoC Kind nicht in Büchern oder Filmen wieder, kann das verwirren und verletzen sein, da es sich dadurch als nicht der Norm angehörend fühlen kann. Bücher und andere Medien nehmen schon sehr früh Einfluss auf die Entwicklung und Selbst- und Fremdwahrnehmung eines Kindes. Stereotypen manifestieren sich in jungen Jahren.
Gerade für BIPoC Kinder ist es wichtig, mit ihnen über die familiäre Geschichte und Herkunft zu sprechen und darüber nachzudenken, was das für sie bedeutet. Für nicht von Rassismus betroffene Eltern ist es ein andauernder Prozess, die eigenen Privilegien zu reflektieren und sich immer weiter zu sensibilisieren. Kleine Kinder können zwar Rassismus in all seinen Nuancen noch nicht ganz begreifen, aber sie nehmen die Worte und Taten ihrer Eltern ganz genau wahr.
Wer sich selbst und Kinder für Rassismus und Privilegien sensibilisiert, trägt dazu bei, dass unsere Welt ein Stück gerechter wird.
Quelle:
Wie erkläre ich Kindern Rassismus? Leitfaden (Familiar Faces) / How to talk to kids about racism: An age-by-age guide, Todaysparent (Alex Mlynek, 2017)