Was bedeutet diese Kommerzialisierung des Ramadan und des Zuckerfestes für die muslimische Bevölkerung in Deutschland und ihren Stellenwert in dieser Gesellschaft?
Wann ist Ramadan?
Der Fastenmonat verschiebt sich jedes Jahr um ca. 10 Tage, da sich der islamische Kalender am Mond orientiert und nur 354 bzw. 355 Tage besitzt. Dieses Jahr beginnt die Fastenzeit am 11. März und endet am 10. April.
Was jedes Jahr gleich bleibt, ist das Gebot des Verzichts und der Nächstenliebe zu dieser Zeit, in welcher sich Muslim*innen in Fürsorge und Hilfsbereitschaft üben sollen.
Muslimische Feiertage als kluge Geschäftsstrategie?
Zwischen 6,4 % und 6,7 % der Bevölkerung in Deutschland sind Muslim*innen (einschließlich alevitische Religionsangehörige) und bilden somit die größte nicht christliche Religionsgemeinschaft.
Für die Unternehmen sind diese Produkte folglich nicht ein Akt der Nächstenliebe, sondern eher ein potenzieller Kassenschlager. Denn warum sollten Muslim*innen entgegen der Bedeutung ihrer Feiertage, ähnlich wie Christ*innen ihre Feste nicht ebenfalls mit Konsum ausschmücken wollen.
Kulturelle Anerkennung und Sichtbarkeit
Das bisherige Defizit an Bewusstsein für muslimische Feiertage seitens Personen der Mehrheitsgesellschaft könnte durch den Verkauf von Ramadan spezifischen Produkten angeglichen werden. Denn diese Produkte bieten eine Gelegenheit der religiösen und kulturellen Sichtbarkeit sowie Anerkennung, die oft in anderen Bereichen fehlt, beispielsweise in Form von Gratulation zum Feiertag durch den Freundeskreis.
Was für Produkte gibt es?
Das typische Produkt ist der Ramadan-Kalender, bestehend aus 30 Türchen, gefüllt mit Überraschungen, die den heiligen Monat jeden Tag versüßen sollen. Außerdem im Sortiment Ramadan-Dekoration basierend auf islamischen Halbmond- und Sternornamenten, die nicht nur die Herzen von Dekorationsliebhaber*innen höherschlagen lassen, sondern ebenfalls ein bekanntes Konzept der Kommerzialisierung christlicher Feiertage wie Weihnachten oder Ostern darstellen.
Echo auf die Ramadan-Produkte
Die Nachfrage nach Ramadan-Produkten und die Integration dieser in spirituellen Praktiken werden durch Social-Media-Beiträge und die Reaktionen in den Geschäften deutlich. Doch genau diese kommerzialisierte religiöse Berücksichtigung stößt, wie zu erwarten, bei einigen Personen negativ auf.
Der AFD Abgeordnete Dr. Malte Kaufmann postete bereits im April 2018 ein Foto der an Adventskalendern angelehnten Ramadan-Kalender mit der Überschrift:
Kommentare wie diese deuten darauf hin, dass für einige Personengruppen der Mehrheitsgesellschaft bereits eine kleine Berücksichtigung im Festtagssortiment zu viel Inklusion darstellt.
Fest des Konsums?!
Noch bewegt sich die Ramadanindustrie in Deutschland in einem überschaubaren Sortiment. Eine potentielle Folge könnte sein, dass der Fastenmonat, der eigentlich dem Verzicht und der Nächstenliebe gewidmet ist, zu einem Fest des Konsums verkommt. Doch auch wenn die Produkte marktwirtschaftlichen Interessen unterliegen, stellen sie ein Symbol der Inklusion von Muslim*innen und religiöser Anerkennung da. Viele freuen sich über die Produkte und ihre Symbolik.
Ein Beispiel für eine verstärkte Berücksichtigung stellt die erstmalige Ramadan-Beleuchtung in Frankfurt am Main und Köln dar.