adressarrow-left Kopiearrow-leftarrow-rightcrossdatedown-arrow-bigfacebook_daumenfacebookgallery-arrow-bigheader-logo-whitehome-buttoninfoinstagramlinkedinlocationlupemailmenuoverviewpfeilpinnwand-buttonpricesine-wavetimetwitterurluser-darwinyoutube
Sprache & Literatur

Lubunca: Die queere Istanbuler Geheimsprache

Der Begriff  Lubunca entstammt aus dem Romani (oder Romanes) Wort “lubni”, welches Sexarbeiter*innen beschreibt. Lubunca ist eine Mischung aus Sprachcodes, welche zur Verständigung und Erkennung unter queeren Menschen und Sexarbeiter*innen zu Anfang des 20. Jahrhunderts, also zum Ende des Osmanischen Reiches entstand. Die Verständigung in der Geheimsprache diente beispielsweise zum Schutz vor Militär- oder Polizeigewalt, aber auch vor Freiern.

Die Geheimsprache entstand wahrscheinlich im Istanbuler Bezirk Beyoğlu, dem Sexarbeiter*innen Millleu. Lubunca setzt sich aus Türkischen, Griechischen, Romani, Armenischen und Französischen Wörtern zusammen.
Laut Sprachforscher Nicholas Kontovas entstand die Sprache vor allem dadurch, dass Gruppen wie armenische und Romani Minderheiten gesellschaftlich ausgegrenzt wurden. Sie durften auch bestimmten Berufen nicht nachgehen und viele gingen so zur Sexarbeit über.

Männern und Transfrauen war die Sexarbeit verboten, weshalb sie sich durch die Geheimsprache schützen mussten. Vor allem Transfrauen hatten meist keine berufliche Alternative, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Viele Begriffe in Lubunca beschreiben Sexpraktiken oder Geschlechtsteile

Beispiele:

Gaci – Transfrau (stammt vom Romani Wort für eine nicht-Romn*ja Frau)
koli kesmek – Sex (wird oft auch außerhalb der queeren Community benutzt, „Koli” stammt vom Romani Wort für die Brust)

Lubunca wird immer noch hauptsächlich von queeren Transfrauen verwendet, hat sich aber auch in der weiteren queeren Community verbreitet. Die Sprache befindet sich im stetigen Wandel.

Viele Kritisieren die Aneignung der ehemaligen Geheimsprache, weil sie sich vom Überlebens-Instrument von Transfrauen zum gegenwärtigen Slang entwickelt hat. Oftmals wird die Sprache heute nur benutzt, um ausgefallen oder „anders“ zu sein.

Dies geht einher mit der Kritik an der Gentrifizierung von Beyoğlu, dem Bezirk, in dem die Sprache entstand. Dieser wurde vom Sexarbeiter*innen Viertel zu einem hippen Stadtteil Istanbuls und damit auch zur Touristenattraktion.

Nächster Artikel

Gesellschaft & Geschichten

“Naher Osten”

Warum die Bezeichnung problematisch ist

    Lust auf Lecker Newsletter?