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Gesellschaft & Geschichten

Keine „weissen“ im Museum

Hetze von rechts

Sogar vermeintlich seriöse Medien berichten von dem “Rassismus gegen weiße”, wenn es um das Dortmunder Museum Zeche-Zollern geht. Damit reihen sie sich ein mit AfD und Co., die von “Apartheid im Museum” sprechen. 

Aber was ist passiert?

Seit Mitte März zeigt das Dortmunder LWL-Museum Zeche Zollern die Ausstellung “Das ist kolonial”, die die Zusammenhänge des Ruhrgebiets und deutschem Kolonialismus geschichtlich erklären soll – und einen Bezug zur Gegenwart herstellt. Samstags von 10 bis 14 Uhr hat das Museum einen Safer Space für BIPoC-Menschen kreiert: Heißt, nur BIPoC-Menschen dürfen in diesen vier Stunden in die Ausstellung, um sich in einem sicheren Raum austauschen zu können.

Diese 4 Stunden, in denen weiße Menschen ausnahmsweise mal diejenigen sind, die nicht rein dürfen, nicht mitmachen dürfen, sind allerdings vielen weißen Menschen schon zu viel. Fühlt sich blöd an, oder? Wenn man nicht mitmachen darf, ausgeschlossen wird? Nur, dass sich das im Falle von BIPoC Menschen nicht auf 4 Stunden, sondern oft auf das ganze Leben bezieht: Nicht in den Club dürfen, keinen Arbeitsplatz bekommen, bei der Wohnungsbewerbung nicht einmal eine Einladung wegen des Nachnamens. 

Dass die vielen rechten, lauten Stimmen, die jetzt aggressiv gegen das Museum wettern, nicht wirklich ausgerechnet mittwochs um 10 ins Museum wollen, ist klar. “Wenn man den Kommentarspalten glaubt, wissen sie ja eh schon, dass der Deutsche Kolonialismus nichts Böses angerichtet hat und die Schau komplett überflüssig ist.”

Die Idee an sich, Museen zeitweise nur für bestimmte Personengruppen zugänglich zu machen, ist eigentlich nichts Neues. Es gibt Gruppenführungen speziell für Kinder, VIP-Führungen usw. Nur, dass sich in diesen Fällen niemand beschwert.

Den Rest der Woche ist in der Ausstellung genug Raum, auch Diskussion und Dialog zwischen BIPoC-Personen und weißen Personen zu ermöglichen. Es geht bei dem Safer Space nicht um Ausgrenzung, Bestrafung oder Verhinderung von Dialog. Der Space soll lediglich BIPoC Personen, wie das Wort schon sagt, einen sicheren Ort kreieren, in dem sie z.B. die oft traumatische und schmerzhafte Geschichte – und Gegenwart! – des Kolonialismus aufarbeiten können. Und sicher ist ein Ort oft nicht, wenn weiße Menschen anwesend sind. Das sieht man z.B. an den Menschen mit Glatze und Reichsbürger-Sweater, die vor dem Museum lauern und Parolen auf die Wände schmieren.

Rechte Parolen wurden an den Außenwänden des Museums befestigt, die AfD-NRW gestaltete ein Plakat „Museum führt Apartheit an Samstagen ein. Keine Weißen erlaubt!“, die Polizei ist involviert und der Fall wird vom Staatsschutz bearbeitet. Aber was ist mit dem eigentlich als safe space eingerichteten Zeitslot? Wird die Polizei diesen vor rechtem Hass schützen? Die junge Vergangenheit zeigt, dass in Fällen rechter Gewalt keinerlei Verlass auf die Polizei ist, zu spät eingegriffen wird – wenn überhaupt – und die Täter*innen keine strafrechtlichen Folgen erwartet.

Aber wie geht man als Institution mit dem rechten Hass um?

Das Museum stellt sich den Kommentaren und der Kritik. „Aus diesen Erfahrungen wollen wir Schlüsse ziehen“, sagt die Kulturdezernentin des Museums. Z.b. inwiefern das Thema Kolonialismus für verschiedene Personengruppen noch deutlicher erklärt werden muss. Die Frage ist nur, ob diese überhaupt zuhören.

Bei den BIPoC-Personen, die Zeche-Zollern im Rahmen des Safer Space besucht haben, kam die Ausstellung gut an, sagt das Museum.

Vielleicht könnten der Shitstorm und die rechte Hetze direkt Teil der nächsten Ausstellung des Museums werden, und erklären, inwiefern auch das koloniale Strukturen des gegenwärtigen Deutschlands sind. In jedem Fall hoffen wir, dass die nächste Ausstellung – und viele weitere in vielen weiteren Museen – wieder einen Safe Space enthält. Das Mindeste was ihr tun könnt, fellow whites, ist, 4 Stunden in der Woche auf ein Privileg zu verzichten, das ihr sonst in jedem Lebensbereich habt. 

Text: Paula Steiner

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