Gewaltphänomene

bei männlichen, muslimischen Jugendlichen

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Seit der “Schwimmbad-Debatte” ist sie wieder in aller Munde: Die vermeintliche Gewalttätigkeit von männlichen, muslimischen Jugendlichen.

Eine Studie des Bundesministeriums für Familie hat Erkenntnisse über Gewaltphänomene bei männlichen muslimischen Jugendlichen aufgedeckt. Die Studie gab an, dass es im Gegensatz zur rassistischen, dominanzgesellschaftlichen Meinung, männliche, muslimische Jugendliche wären per se aufgrund ihrer “Kultur” gewalttätig, viel eher eine kleinere Gruppe sehr gewalttätiger Jugendlicher gibt, die zwar muslimisch und männlich sind, aber gewalttätig aufgrund ihrer gesellschaftlichen Vernachlässigung, ihrer Armut und der fehlenden Perspektiven.

Die Ursachen für Gewaltphänomene sind vielfältig. Faktoren wie Diskriminierung, Identitätskonflikte und soziale Benachteiligung spielen eine Rolle. Es ist wichtig anzumerken, dass die Religion selbst nicht für die Gewalt verantwortlich gemacht werden kann. Die Gewaltbereitschaft ist ein komplexes Phänomen, das von verschiedenen Einflussfaktoren beeinflusst wird.

Dass migrantische Jugendliche “als Sündenböcke für gesamtgesellschaftliche Probleme herhalten müssen” ist kein neues Phänomen. Schon in den 70er erforschte u.a. der Soziologe Stuart Hall in “Policing the Crisis”, inwiefern Medien durch “Panikmache” versuchten, einen Zusammenhang zwischen nicht-weißen Jugendlichen und Gewaltphänomenen herzustellen und dabei ausnahmslos keine Ursachenforschung betrieben.

Nicht-weiße Jugendliche unter Generalverdacht

Anhand der Debatte um die Gewalttätigkeit von Jungendlichen in Berliner Schwimmbädern zeigt sich auch die Problematik, überhaupt aussagekräftige Studien zu führen oder Kriminalität nicht-weißer Jugendlicher im Vergleich zu weißen Jugendlichen festzumachen. Denn nicht-weiße Jugendliche werden aufgrund von Racial Profiling viel häufiger überhaupt polizeilich kontrolliert, befragt oder angezeigt. Nicht-weiße Jugendliche stehen per se schon unter Generalverdacht. In den besprochenen Bädern, wie z.B. im Prinzenbad im als “Problemkiez” inszenierten Kreuzberg, ist die Polizeipräsenz viel höher als in anderen Berliner Freibädern, in denen das Publikum eher weiß ist.

Eine wirkliche Auseinandersetzung mit Gewalt bei Jugendlichen muss bei den Jugendlichen anfangen. Das betont auch die Studie: Frühzeitige Intervention, Unterstützung und Aufklärung sind entscheidend, um Gewalttendenzen bei Jugendlichen zu verhindern. Armut muss bekämpft , Bildungschancen erhöht und Diskriminierung reduziert werden. Es ist eine ganzheitliche Herangehensweise erforderlich, um Jugendliche zu stärken, ihre Konfliktlösungsfähigkeiten zu entwickeln und alternative Wege aufzuzeigen. Das betrifft alle Jugendlichen. “Schlägereien im Freibad oder im Biergarten und Mord an Ehefrauen und Ex-Partnerinnen sind aber kein „deutsches“ oder „nicht deutsches“ Verhalten, sondern globaler Alltag im Patriarchat.”

Stichwort Patriarchiat

Auch in der Studie wird der Zusammenhang zwischen toxischer Männlichkeit und Gewaltverhalten bei männlichen muslimischen Jugendlichen untersucht. Die Vorstellung von Männlichkeit, die Gewalt und Aggressivität glorifiziert, kann zu gewalttätigem Verhalten beitragen. Die Auseinandersetzung mit toxischer Männlichkeit ist daher ein wichtiger Aspekt bei der Gewaltprävention.

Im direkten Zusammenhang zu Bildungsniveau, Klasse und insgesamt Habitus stehen auch Vorstellungen von Männlichkeit. Tradierten Männlichkeitsvorstellungen bzw. toxisch männliches Verhalten dominieren, wenn die Jugendlichen aus bildungsfernen, ärmeren Familien stammen. Der Islam kann, genau wie jede andere Religion, rückständig, frauenfeindlich und gewaltvoll ausgelegt werden. Das ist aber kein per se “muslimisches” Problem.

Gewaltprävention

Als Gesellschaft müssen wir gemeinsam daran arbeiten, den sozialen Zusammenhalt zu stärken und Vorurteile abzubauen. Anti-Rassismus und Bildung spielen eine zentrale Rolle bei der Förderung von Gewaltprävention.

Lasst uns gemeinsam für eine gewaltfreie Zukunft kämpfen und anti-muslimischen Rassismus, sowie toxische Männlichkeitsvorstellungen bekämpfen! Nur wenn wir zusammenarbeiten, können wir positive Veränderungen bewirken und das Wohlergehen unserer Jugendlichen fördern.

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