“Ey, du kommst hier nicht rein.”

Was wir einen Türsteher schon immer fragen wollten

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22 Uhr vor einem Kölner Nachtclub, aus dem rockiger, türkischer Sound dröhnt. Heute achten wir nicht auf zum Outfit passende Schuhe, denn wir wollen nicht in den Club sondern VOR den Club. Wir ziehen uns warm an und machen uns dafür bereit, die Türsteher das zu fragen, was wir schon immer wissen wollten.

Die ersten Gäste trudeln langsam ein. Eine Gruppe männlicher Gäste nähert sich dem Eingang. Etwas verunsichert, etwas ängstlich und höchstwahrscheinlich mit dem Gedanken: Hoffentlich gibt es keine Probleme beim Einlass.

Die kritischen Blicke der Türsteher können einem schon Schweißperlen auf die Stirn setzen. Gespannt erwarten wir den schon oft gehörten Standartspruch: „Ey, du kommst hier nicht rein.“

Entgegen jeder Erwartung wechselt Mehmets Mimik von kritisch auf freundlich: Er bittet die Männer in den Club und wünscht viel Spaß. Mehmet, 41 Jahre, verheiratet und Vater zweier Kinder, ist Geschäftsführer einer Securityfirma und Chef-Türsteher des heutigen Abends. Er ist in der Branche seit er 18 ist und hat schon alles an der Tür erlebt.

 

Sagt man heutzutage nicht mehr “Ey, du kommst hier nicht rein”?

(Mehmet schmunzelt.) Das sagen bestimmt noch einige Türsteher, aber wir pflegen hier einen höflichen Umgangston. Falls wir jemanden wirklich nicht reinlassen wollen, dann sagen wir nur kurz und knapp „Heute nur für Stammgäste, sorry.“ (Alle lachen.)

Heute nur für Stammgäste, sorry.

Muss man als Türsteher immer einschüchternd gucken?

Naja. Einschüchtern will ich niemanden, aber man muss schon irgendwie ernst rüberkommen. Die Gäste, die ich rein gelassen habe, sollen sich sicher fühlen und die, die draußen bleiben mussten, dürfen halt nicht ausrasten.

Wie macht man das am besten? Irgendwelche Tipps für Anfänger?

Schön immer die Augenbrauen zusammenziehen und am besten jeden Tag vor dem Spiegel üben. (Mehmet zwinkert und lacht.)

Gibt es wirklich DIE Discoschuhe oder was haben Schuhe mit dem Reinkommen in die Disco zu tun?

(Erneutes Lachen.) Das ist eine beliebte Ausrede, um Gäste nicht reinzulassen. Es kann aber auch unterschiedliche Partyreihen geben, in denen Schuhe doch wichtig werden. Auf einer Rockparty, wie dieser, spielt die Wahl der Schuhe keine große Rolle. Auf einer sehr schicken Party sollten die abgeranzten Chucks dann doch lieber zu Hause bleiben. Es muss halt passen.

Tun deine Beine nicht irgendwann nach 10 Stunden Stehen weh?

Natürlich. Das Geheimnis lautet: Immer in Bewegung bleiben und bequeme Schuhe anziehen. Das bedeutet jetzt nicht, in Sportschuhen vor der Tür zu stehen. Denn auch wir müssen schicke Schuhe anziehen, die zu unserem gesamten Outfit passen. Vielleicht ist es ja auch eine Art ausgleichende Gerechtigkeit, weil wir einige Gäste mit unpassenden Schuhen wegschicken. (Mehmet lacht.)

Auch wir müssen Schuhe anziehen, die zu unserem gesamten Outfit passen.

Was war das krasseste, was du in den Taschen der Besucher gefunden hast?

Ein halbes Hähnchen! Das waren Gäste, die vorher noch auf einer türkischen Hochzeit waren. Das übriggebliebene halbe Hähnchen haben sie mitgenommen, um sich nach der Party den Gang zur Fast-Food-Kette zu sparen. (Alle lachen.)

 

Geht man als Türsteher selbst noch weg oder hat man die Nase voll von feiernden Menschen?

Ich gehe schon gerne noch feiern. Doch ich muss auch gestehen, dass ich nie ganz aus meiner Rolle als Türsteher herauskomme. Egal, wo ich feiern bin, gucke ich nach dem Rechten. Das ärgert natürlich meine Frau tierisch.

Türsteher gehen nicht auf’s Klo.

Sagst du auch: „Ich muss auf 17“, wenn du auf die Toilette musst?

17? Hab ich bisher noch nie gehört. Aber Türsteher gehen nicht auf’s Klo. (Mehmet guckt einschüchternd und zwinkert dann.)

Fotos: Murat Surat

Text: Erdal Erez & Vildan Cetin

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