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Ausstellung

Mapping Fahrelnissa Zeid

Podiumsdiskussion mit Wendy Shaw, Necmi Sönmez und Adila Laïdi-Hanieh
  • 16.11.2017
  • 19:00
  • Deutsche Bank KunstHalle
  • Unter den Linden 13/15, 10117 Berlin

Mapping Fahrelnissa Zeid
Podiumsdiskussion mit Wendy Shaw, Necmi Sönmez und Adila Laïdi-Hanieh
(auf Englisch)

www.deutsche-bank-kunsthalle.de
Facebook DB KunstHalle

Wendy Shaw, Professorin für Kunstgeschichte islamischer Kulturen, Freie Universität Berlin, Necmi Sönmez, freier Kurator und Autor, sowie Adila Laïdi-Hanieh, Autorin und Wissenschaftlerin, beleuchten in kurzen Einführungen einzelne Aspekte des Wirkens Fahrelnissa Zeids. Im Anschluss diskutieren die drei Experten über den Einfluss ihres Werkes auf die heutige Zeit. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit die neu publizierte Biografie über Fahrelnissa Zeid von der Autorin Adila Laïdi-Hanieh signieren zu lassen.

Wendy Shaw, Adila Laïdi-Hanieh und Necmi Sönmez; Foto: © Swami Silva

Anmeldung und Information unter:
db.kunsthalle@db.com oder 030-20 20 93 11

Die Retrospektive »Fahrelnissa Zeid« stellt dem internationalen Publikum eine der wichtigsten Pionierinnen der Moderne vor. 1901 auf einer Insel vor Istanbul als Tochter einer großbürgerlichen Intellektuellenfamilie geboren und 1991 in Amman, Jordanien, gestorben, war sie Zeit ihres Lebens Kosmopolitin. In ihrer Malerei, die den letzten Jahren auf Biennalen und internationalen Ausstellungen über die Türkei und Jordanien hinaus wiederentdeckt wurde, verschmelzen eine Vielzahl von unterschiedlichen Einflüssen, die in Bezug zu ihrer multikulturellen und bewegten Biografie stehen.
Erstmals wird in der von der Londoner Tate Modern konzipierten Retrospektive, die nun in der Deutsche Bank KunstHalle zu sehen ist, die weite Bandbreite ihres Schaffens mit Werken und Dokumenten aus acht Jahrzehnten gezeigt.
Zeid wurde in den osmanischen Adel hineingeboren und studierte nach dem Ersten Weltkrieg als eine der ersten Frauen in der Türkei Kunst. In den späten 1920er-Jahren setzte sie ihr Studium in Paris fort. Hier kam sie mit den Strömungen der europäischen Avantgarde in Kontakt. 1920 heiratete sie den bekannten Schriftsteller İzzet Melih Devrim. 1934 ließ sie sich scheiden und wurde die Frau des haschemitischen Prinzen Zeid Al-Hussein, der als Botschafter seines Landes nach Berlin berufen wurde. In Istanbul wurde sie Mitglied der »Gruppe d«, einer avantgardistischen Künstlervereinigung, die unter anderem angeregt durch die Politik Atatürks eine eigenständige türkische Moderne anstrebte.

Fahrelnissa Zeid, Fight against Abstraction, 1947, Öl auf Leinwand, 101 x 151 cm, Istanbul Museum of Modern Art Collection, Eczacıbaşı Group Donation, © Istanbul Museum of Modern Art / Raad Zeid Al-Hussein

Als ihr Mann 1946 zum Botschafter des Irak am Hof von St. James ernannt wurde, verwandelte Zeid kurzerhand einen Raum der Londoner Botschaft in ihr Studio. Werke wie »Fight against Abstraction« (1947) und »Loch Lomond« (1948) zeigen welch radikaler Wandel sich nun in ihrem Werk vollzog. Von 1946 bis in die späten 1960er-Jahre lebte Zeid sowohl in London als auch in Paris und hatte in beiden Städten ihre Ateliers. In der französischen Hauptstadt trafen sich damals progressive Künstler aus der ganzen Welt, die sich lose zur »Nouvelle École de Paris« formierten. Dazu gehörten etwa Pierre Soulages, Hans Hartung und Serge Poliakoff und in ihrem Umkreis stellte Zeid häufig aus.

My Hell, 1951, Öl auf Leinwand, 205 x 528 cm, Courtesy Istanbul Museum of Modern Art Collection, Shirin Devrim Trainer und Raad Zeid Al-Hussain Donation; Foto: Reha Arcan
© Istanbul Museum of Modern Art / Raad Zeid Al-Hussein

Während viele ihrer Zeitgenossen sich der Gestischen Abstraktion zuwandten, fand Zeid ihre Ausdrucksmöglichkeiten zumindest zu Anfang, in einer eher geometrischen Formensprache. In Gemälden wie dem berühmten »My Hell« von 1951 splitterte sie Raum und Farbe kaleidoskopisch auf, was ihrer Malerei eine beinahe architektonisch wirkende dreidimensionale Qualität verleiht. Dabei ließ sie ein für die westliche moderne Kunst völlig neues Formenvokabular einfließen, das seinen Ursprung, bewusst oder unbewusst, in der Natur und in byzantinischer Mosaikkunst, islamischer Architektur, Kunsthandwerk und Philosophie des Orients hatte.

Foto: © Mathias Schormann

Im Juli 1958 wurde bei einem Staatstreich im Irak die Monarchie der Haschimiten gestürzt und die gesamte Familie von Prinz Zeid Al-Hussein getötet. Da er und seine Frau sich entschieden hatten, ihre Ferien in Italien zu verbringen, entgingen sie dem Attentat nur zufällig. Für Zeid brach eine Welt zusammen und sie hörte auf zu malen. Als sie Anfang der 1960er-Jahre wieder damit begann, waren es vor allem Porträts ihrer Familie und engsten Freunde, die sie anfertigte. Zur selben Zeit entwickelt sie ihre »Paléokrystalos«-Skulpturen, bemalte Knochen, die sie wie archäologische Funde in Kunstharz eingießt und auf Drehscheiben installiert. Auch in ihrem Spätwerk bleibt Zeid experimentell. Mit der Ausstellung in der KunstHalle wird sie endlich als eine der wichtigsten Protagonistinnen der internationalen Nachkriegsmoderne geehrt – und als Frau, die Konventionen hinter sich ließ und in der von Männern dominierten, eurozentrischen Kunstwelt neue Maßstäbe setzte.

Kuratoren der Ausstellung:
Kerryn Greenberg, Curator International Art, Vassilis Oikonomopoulos, Assistant Curator, Tate Modern

Titelbild: 
Fahrelnissa Zeid, Someone from the Past, 1980, Öl auf Leinwand, 210 x 116 cm, Raad Zeid Al-Hussein Collection, © Raad Zeid Al-Hussein

(Video von LUPA FILM GmbH & bboxx Filme)