adressarrow-left Kopiearrow-leftarrow-rightcrossdatedown-arrow-bigfacebook_daumenfacebookgallery-arrow-bigheader-logo-whitehome-buttoninfoinstagramlinkedinlocationlupemailmenuoverviewpfeilpinnwand-buttonpricesine-wavetimetwitterurluser-darwinyoutube
Ausstellung

Brave New Turkey

Ein Projekt von Norman Behrendt
  • Galerie UNO ART SPACE - UTE NOLL
  • Liststraße 27, 70180 Stuttgart

10. März bis 15. April und 8. Mai bis 15. Juni 2018
Dienstags, 17 bis 19 Uhr und .n.V.: uno(at)on-photography.com
(Ausstellung wird unterbrochen, um die Arbeit auf den Darmstädter Tagen der Fotografie zu zeigen.)

Seit 2015 dokumentiert Norman Behrendt (*1981 in Berlin) in seiner aktuellen Arbeit „Brave New Turkey“ die zahlreichen im neo-osmanischen Stil neu errichteten Moscheen der Neubauviertel von Istanbul und Ankara. In seiner Arbeit interessiert Norman Behrendt vor allem, wie die historisierende Architektur der Moscheen symbolhaft als Spiegel von Macht dient und wie sich das politische Leitbild darin manifestiert.

Die Ausstellung zu „Brave New Turkey“ von Norman Behrendt wird zum ersten Mal in Deutschland gezeigt und ist eine Kooperation von Uno Art Space – Ute Noll und Hartmann Projects. Mit „Brave New Turkey“ wurde die Galerie Uno Art Space mit dem Künstler Norman Behrendt vom Fotofestival Arles, den Les Rencontres de la Photographie 2017, zur Teilnahme an der Talentschau „New Discovery Award“ als eine von zehn internationalen Galerien eingeladen. Kurator war Markus Hartmann. Auch Medien wie die New York Times berichteten bereits.

Ataşehir Mimar-Sinan-Moschee, fertiggestellt 2012, Ataşehir, Istanbul, 2015

„Jede politische Macht versucht in der Stadtlandschaft ihr Erbe zu hinterlassen.“

Özlem Ünsal, Forscherin an der Istanbuler Kadir Has Universität

Seit 2015 reist Behrendt regelmäßig in die Türkei und bewegt sich vor allem in den sich ständig ausbreitenden suburbanen Gebieten der Städte Ankara und Istanbul. Dabei dokumentiert er in seiner aktuellen Arbeit „Brave New Turkey“ die zahlreichen im neo-osmanischen Stil errichteten Neubaumoscheen. Während Atatürk die säkulare Eindämmung des Islam, die Modernisierung und damit den Anschluss der Türkei an die westlichen europäischen Mächte verfolgte, sieht Erdogan im Islam eine zivilisatorische und modernisierende Kraft. Eines seiner prominentesten Ziele ist eine ‚Neue Türkei’ (Yeni Türkiye), in der konservativ-religiöse Türken die gesellschaftliche Vorherrschaft bilden. Die Ära des Osmanischen Reiches gilt als goldenes Zeitalter und wird dabei zum Sinnbild einer politischen Maxime.

Sultan 2 Abdülhamid Han Moschee, fertiggestellt 2016, Yenimahalle, Ankara, 2016

Tatsächlich hat die AKP große Teile der islamisch-konservativen Bevölkerung von der Vereinbarkeit von Islam, Demokratie und wirtschaftlichen Liberalismus überzeugen können. Dank des wirtschaftlichen Aufschwungs des Landes seit der Jahrtausendwende, hat die führende Partei auf der einen Seite den Wohlstand, die Gesundheitsversorgung und die städtische Infrastruktur verbessern können, gleichzeitig machte sie jedoch die Kontrolle über religiöse Angelegenheiten zur Priorität. Die Diyanet, das Amt für religiöse Angelegenheiten, erfüllt diese Rolle und hilft somit, die Modernisierung der Türkei aus einer staatlich gelenkten, religiösen Perspektive zu legitimieren.

Unter der AKP-Regierung ist die Diyanet exponentiell gewachsen. In weniger als einem Jahrzehnt wurde ihr Budget auf mehr als 2 Milliarden US Dollar vervierfacht. Seit 2015 beschäftigt sie knapp 150.000 Menschen und ist damit eine der größten staatlichen Institutionen, größer als das türkische Innenministerium. In den letzten Jahren hat sich der Charakter der Diyanet weiter verändert, sie ist zum politischen Instrumentarium geworden, mit dessen Hilfe die regierende Partei mehr Einfluss auf die Bevölkerung bekommt und die Türkei aus dem Inneren heraus neu gestalten kann.

Von neo-osmanischer Politik zu Identität

Neben der theologischen Ausbildung von Religionsangestellten, ist die Diyanet der Hauptsponsor für Tausende von neu gebauten Moscheen nicht nur in der Türkei, sondern in der ganzen Welt. Die Moscheen fungieren als Mediatoren zwischen der Regierung und der türkischen Bevölkerung im Inland wie im Exil. Seit 1987 wurden in der Türkei fast 1.000 neue Moscheen pro Jahr gebaut – ein Anstieg von 60.000 auf über 85.000 im Jahr 2013.

Behrendts Bilder verorten und reflektieren symbolhaft diese Veränderung und bezeugen den anhaltenden politischen Einfluss auf die religiöse und kulturelle Entwicklung in der Türkei. Dabei interessiert ihn vor allem, wie die neo-osmanische Architektur der Moscheen als Spiegel von Macht dient und wie sich das politische Leitbild in ihr manifestiert.


Postkartenbuch:
 Norman Behrendt, Greetings from Turkey, ist bestelllbar bei Hartmann Projects, Stuttgart  

Text und Bildrechte: Norman Behrend, Hartmann Projects, Uno Art Space – Ute Noll