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Festival

13. Literatürk Festival

Macht und Ohnmacht
  • 6.11.2017
  • 0:00
  • Essen

13. Literatürk Festival
Festival: 6. – 15.11.2017
an verschiedenen Orten in Essen und im Raum NRW

Das 13. Literatürk Festival mit dem Schwerpunkt „Macht und Ohnmacht“ startet am 6. November 2017 in Essen. Die israelische Erfolgsautorin Zeruya Shalev und die deutsche Schauspielerin Maria Schrader eröffnen mit einer gemeinsamen Lesung am 6. November 2017 das internationale Literaturfestival Literatürk im Filmstudio Glückauf in Essen. Shalev wird ihren aktuellen Roman „Schmerz“ vorstellen, ihr sicherlich persönlichstes Buch und laut Süddeutsche Zeitung auch ihr bestes. Auch sonst finden sich unter den Gästen der 13. Auflage von Literatürk namhafte Autorinnen und Autoren wie Ilija Trojanow, Nina George, Michael Lüders, Fatma Aydemir, Shida Bazyar, Burhan Sönmez und Can Dündar.

Shida Bazyar, deutsch-persische Schriftstellerin, stellt ihr Werk „Nachts ist es leise in Teheran“ vor. Foto: Joachim Gern

Das literaturinteressierte Publikum erwartet ein vielseitiges Programm mit insgesamt 15 Veranstaltungen an elf unterschiedlichen Spielstätten. Der Kalender des bundesweit beachteten Festivals verspricht bis zum 15. November 2017 eine literarische Entdeckungsreise mit spannenden Lesungen und Diskussionen sowie mit Musikdarbietungen, Poetryslam und offenen Gesprächen. Kontrovers zugehen dürfte es beim Abend mit dem Politik- und Islamwissenschaftler Michael Lüders am 11. November 2017 in der Essener Stadtbibliothek. Lüders kritisiert in seinem Bestseller-Buch „Die den Sturm ernten“ die Politik der westlichen Länder im Nahen Osten und in Syrien.

„Macht und Ohnmacht“

Das diesjährige Schwerpunktthema „Macht und Ohnmacht“ bildet einen brandaktuellen
Fokus auf die politischen und gesellschaftlichen Zustände in der Welt. Krieg, Hunger,
Flucht und Terror haben ihre Wurzeln vielfach in Macht- und Unterdrückungsverhältnissen skrupelloser Diktaturen, unkontrollierbarer Machtcliquen und den globalen Militärstrategien der Großmächte. Macht spielt aber auch in zwischenmenschlichen Beziehungen, zwischen Frauen und Männern, in Familien und in sozialen Gemeinschaften eine entscheidende Rolle und kann dabei zu unmenschlichen Unterdrückungs- und Gewaltverhältnissen führen. Der Gegenpart der Macht ist die Ohnmacht, also die Tatsache oder auch das Gefühl, keine Möglichkeiten der Veränderung von bestehenden Machtverhältnissen zu sehen, von Entscheidungen der Machthaber in einer umfassend globalisierten Welt ausgeschlossen oder von ihnen abhängig zu sein.

Bekannte und unbekannte Autor*innen

Das Literatürk Festival will bekannten und noch unbekannten Autor*innen ein Forum geben, die sich kritisch mit den Macht- und Unterdrückungsverhältnissen unser Zeit auseinandersetzen – und jenen, die nach Antworten suchen, wie private und politische Ohnmacht überwunden werden kann. In diesem Zeichen steht auch die Schreibwerkstatt für Jugendliche, die in Kooperation mit der Erich-Kästner-Gesamtschule in Essen angeboten wird. Apropos junge Talente: Fatma Aydemir liest am 8. November 2017 im „Bahnhof Langendreer“ in Bochum aus ihrem vielbeachteten und vielfach ausgezeichneten Debütroman „Ellbogen“ über eine 18-jährige Türkin in Wedding.

Journalistin und Autorin Fatma Aydemir auf einer Fähre in Istanbul. Bild: Bradley Secker

Die Premierenlesung des aus der Türkei geflohenen Journalisten Can Dündar bildet am
15. November 2017 die Abschlussveranstaltung des Literatürk Festivals in diesem Jahr.
Der ehemalige Chefredakteur der regierungskritischen Tageszeitung „Cumhuriyet“ stellt
im Astra-Kino in Essen sein jüngst in deutscher Übersetzung erschienenes Buch
„Verräter“ vor. Dündar saß wegen seiner Berichterstattung über Waffenlieferungen des
türkischen Geheimdienstes nach Syrien drei Monate in türkischer Einzelhaft. Heute lebt er im Exil in Berlin, denn in der Türkei droht ihm lebenslange Haft. Von hier aus setzt er seinen Kampf für die Pressefreiheit in seinem Land fort. In seinen Aufzeichnungen aus dem deutschen Exil erzählt Dündar von den Ereignissen, die sich nach seiner Freilassung überschlagen haben: Prozess, Attentat, Urteil, der Putschversuch, seine Flucht nach Deutschland.

Burhan Sönmez stellt u.a. seine Novelle  „Istanbul Istanbul“ vor. Bild: Kalem Agency

„Wenn du wissen willst, wer dich beherrscht, mußt du nur herausfinden, wen du nicht kritisieren darfst“, schrieb schon der französische Philosoph Voltaire seinen Zeitgenossen ins Merkheft. Dies gilt aktuell sicher für die sich zuspitzenden Verhältnisse und den Massenverhaftung von Regierungskritikern in der Türkei nach dem Militärputsch im vergangenen Jahr. Das gilt gleichzeitig für zahlreiche Länder anderer Kontinente der Welt, zunehmend aber auch für Entwicklungen in Ländern Europas wie Ungarn oder Polen. Und auch im demokratischen Musterländle Deutschland werfen Demokratieverdrossenheit, Politikerabgehobenheit, und die aktuellen Wahlerfolge der Rechtspopulisten zahlreiche Мachtfragen auf.

Erst kürzlich mit dem Heinrich-Böll-Preis ausgezeichnet: Ilija Trojanow. Bild: Thomas Dorn

Literatürk will mit diesem Themenschwerpunkt an die vorhergehenden Festivalthemen „Menschenrechte“ und „Freund-Schaf(f)t- Leben“ anknüpfen, Fragen stellen und nach Antworten suchen, wie Machtverhältnisse – sei es in Gesellschaft und Kultur, in der Politik oder auch im zwischenmenschlichen Bereich – hinterfragt und private und politische Ohnmacht überwunden werden kann.

Alle Veranstaltungen des Literatürk Festivals sind in deutscher Sprache oder mit deutscher Übersetzung. Das vollständige Programm ist hier zu finden. Das Festival wird unter anderem von Semra Uzun-Önder mitorganisiert. Mehr über das Literatürk-Festival erzählte sie uns bereits persönlich.

Text: Literatürk
Bildrechte siehe jeweiliges Bild