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Politik

Diskriminierende Stadt

Städte wurden eine lange Zeit von und für weiße, able-bodied, erwerbstätige, heterosexuelle, cis Männer geplant. Dementsprechend können sie sich reibungslos durch ihre Umwelt bewegen und nehmen diese als ihr Eigentum wahr.  Doch für Menschen, die aus diesem Cluster fallen, ist das Leben in der Stadt weniger angenehm. An jeder Ecke wartet ein neues Hindernis, das für nicht-Betroffene kaum sichtbar ist! Deswegen wollen wir euch zwei Phänomene im städtischen Raum vorstellen, die Menschen ausschließen und diskriminieren: Öffentliche Toiletten und defensive Architektur. 

Öffentliche Toiletten

Toiletten sind überaus politische Räume, aber warum? Jede*r von uns muss sie tagtäglich benutzen, doch leider wird nicht allen ein sicherer Zugang zu ihnen gewährt. Während Männer quasi die ganze Stadt zur Verfügung haben, um an die nächstbeste Wand zu urinieren und es zusätzlich eine Vielzahl öffentlicher Pissoire gibt, mangelt es an kostenfrei zugänglichen, barrierefreien, genderneutralen, privaten Kabinen, die übrigens nicht ausschließlich zum Wasserlassen benötigt werden. 


Zum Beispiel (chronisch) kranke oder be_hinderte Menschen verdienen den Schutz einer öffentlichen Toilettenkabine, um Medikamente einzunehmen und sich einen Moment Erholung von ihren Schmerzen zu gönnen. Auch von Substanzen abhängige Personen profitieren von Sanitäranlagen, in denen sie in hygienischer Umgebung konsumieren und ihre Spritzen sicher entsorgen können. Öffentliche Toiletten sind zudem auch Orte, an denen sich umgezogen wird und Make-Up-Touch-Ups geschehen, was unter anderem für das passing von trans Personen und ihrer Sicherheit sehr wichtig sein kann.

Im Moment sind Toiletten, die für all diese und mehr Bedürfnisse zugeschnitten sind, eher Mangelware. Doch es scheint, als wären die queer-feministischen Rufe nach einer Revolution der Toilette von der Stadt Berlin teilweise erhört worden. Hier startet im Frühjahr 2023 ein Pilotprojekt für nachhaltige, kostenlose, genderneutrale, barrierefreie Toiletten in Grünanlagen. Ob sie nach der Testphase bleiben oder sogar vervielfältigt werden, steht allerdings noch offen.

Defensive Architektur

Der Aufenthalt in der Stadt ist nicht allen Menschen gleichermaßen gestattet, denn manche Körper werden als Bedrohung der Sauberkeit und Ordnung wahrgenommen. So auch obdachlose Personen. Um sie aus der Öffentlichkeit zu verdrängen, bedienen sich Städte der defensiven Architektur. Dabei handelt es sich beispielsweise um Bänke oder andere Sitz- und Liegeflächen, die so gestaltet werden, dass ein längerer Aufenthalt nicht möglich ist. Für die Augen einer Person mit festem Wohnsitz ist defensive Architektur nicht unbedingt auffällig, doch wer auf der Straße wohnt, bekommt die eigene Unerwünschtheit durch sie deutlich zu spüren.

Bügel auf Sitzbänken, Metallspitzen auf Pollern, Querverstrebungen auf Luftschächten – es sind architektonische Maßnahmen, die sehr unscheinbar sind, doch für die Vertreibung Obdachloser effektiv wirken. Die Deutsche Bahn und die BVG verpassten zuletzt ihren Bahnhofsbänken besagte Bügel. Sie sollen Senior*innen ein Abstützen beim Hinsetzen und Aufstehen ermöglichen, doch warum befinden sich die Bügel dann mittig der Bänke und nicht an ihren seitlichen Enden? ,,Ich schließe daraus, dass die Bügel in erster Linie dazu dienen, dass sich Obdachlose nicht mehr hinlegen können.“, sagt Streetworker Andreas Abel in einem Interview mit dem RBB. 

Habt ihr den Mangel an inklusiven öffentlichen Toiletten und das Vorkommen von defensiver Architektur auch schon in eurer Stadt wahrgenommen? Fallen euch noch weitere Phänomene diskriminierender Stadtplanung ein?

 

Quellen:

Heidi Kaspar: Die Stadt im Interview. In: Handbuch Kritische Stadtgeographie. Münster 2020. S. 96-102.

Mélina Germes: Wie Queercrip-Allianzen um das Klo den feministischen geographischen Blick erweitern. Feministische GeoRundmail, Arbeitskreis Feministische Geographien, 2020, Pissen* ist politisch: Feministische und kritisch-geographische Perspektiven auf Geographien der Notdurft, S. 40-45.

 

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