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Musik & Tanz

Die Saz

Die Brücke zwischen Hoffnung und Trauer

Sei es Aram Tigran, Âşık Veysel oder Neşet Ertaş – sie alle haben ihre Musik auf der Saz produziert. Auf Hochzeiten, in alevitischen Cem-Häusern oder auf Konzerten – die Saz begleitet insbesondere Menschen aus dem Nahen Osten in verschiedenen Lebensabschnitten.

Doch wo hat die Saz ihren Ursprung, wie ist dieses Instrument aufgebaut und warum hat sie als Instrument eine so wichtige Bedeutung für Menschen aus dem Nahen Osten? Dies und mehr in dem folgenden Artikel.

 

Aufbau der Saz
Die Saz besitzt 6-7 Saiten, die wiederum in 3 Chöre (Gruppen) zusammengefasst werden und jeweils im Ton gleich gestimmt werden. Die Stimmungen der Saiten werden je nach Lied, Stimmung und Atmosphäre angepasst. Anders als bei der Gitarre befindet sich die Schallöffnung am Korpusende, und nicht unterhalb der Saiten auf dem Korpus. Die Saz gibt es in verschiedenen Ausfertigungen, u.a. als sogenannte cura, kisa (kurz) oder uzun (lang), die sich in der Halslänge des Instruments unterscheiden. 

 

Woher kommt die Saz?
Die Saz ist nicht nur in der Türkei, in Kurdistan oder im Iran bekannt, sondern auch im Balkan oder in Afghanistan anzutreffen. Die genaue Entstehungsgeschichte der Saz ist jedoch nicht eindeutig dokumentiert, da das Instrument eine lange Geschichte hat und im Laufe der Zeit verschiedene Variationen entwickelt wurden. Es wird jedoch angenommen, dass die Saz bereits vor Tausenden von Jahren existierte und im antiken Mesopotamien gespielt wurde. Saz bedeutet übersetzt “Musikinstrument”, wird aber je nach Kulturkreis auch allgemein von “baglama” oder  “tembûr” gesprochen, wobei es hier Unterschiede in der Halslänge des Instruments gibt.

 

Melodie und Töne der Saz
Die Töne und Melodien der Baglama hängen stark von der Stimmung, dem Musikstil und der Fertigkeit des Spielers ab. So können erfahrene Bağlama-Spieler eine breite Palette von Melodien und Tonarten spielen und das Instrument in verschiedenen musikalischen Kontexten einsetzen. Die Melodien sind hierbei oft pentatonisch, aber auch diatonisch und es gibt viele spezifische Maqams (Melodie-Modi), deren Auswahl oft von der Art der Musik und dem musikalischen Kontext abhängt. Abgerundet wird das Ganze durch das Technikspiel mit z.B. Fingerpicking-Techniken und Plektrumspiel. Die Spieler verwenden oft spezielle Fingerpicking-Techniken, um die Melodien und Ornamente der anatolischen Musik zu erzeugen.

 

Bedeutung der Saz für die Kultur
Vor allem in der alevitischen Kultur ist die Saz ein zentrales Element: Klang und Musik tragen zur kulturellen Identität der Aleviten bei und verbinden Vergangenheit mit der Gegenwart. In religiösen Ritualen und Zeremonien wird sie verwendet, um spirituelle Botschaften und Geschichten auszudrücken. Die Lieder, die auf der Bağlama gespielt werden, haben oft eine tiefe spirituelle und emotionale Bedeutung. Oft geht es in den Liedern und den Klangmelodien um Geschichten über soziale Gerechtigkeit, Toleranz und Mitgefühl erzählen. Passend hierzu auch ein Zitat aus einem Artikel von Béatrice Hendrich:

„Im Monat Muharrem weint meine Laute!“

– Die alevitische Langhalslaute als Medium der Erinnerung.

 

Bedeutung der Saz für die Kultur (Trauer etc.)
Während des Erdbebens Anfang 2023 in der Türkei, Syrien und Kurdistan gingen auch immer wieder Bilder um die Welt, in der Instrumente beschädigt waren oder in den Trümmern noch vereinzelt an der Wand hingen. Das Bild einer Saz, die eine immense kulturelle Bedeutung für die dortige Bevölkerung hat, in Mitten von Zerstörung zu sehen, spricht für sich und spiegelt die dortige Situation nach der Naturkatastrophe und dem staatlichen Versagen wider.

Dass traurige Musik einen positiven Effekt auf das Copen mit negativen Erfahrungen hat, ist in zahlreichen wissenschaftlichen Beiträgen aufgezeigt worden. Daher scheint das Musizieren mit der Saz und die eher traurige Klangfarbe günstige Effekte auf die Menschen, die sich mit dem Instrument beschäftigen bzw. der Musik zuhören zu haben. Explizite Studien sind hierzu nicht vorhanden, jedoch geben bis dato veröffentlichte Studien zu den Schlagwörtern “Sad music” eine Tendenz an. 

 

Eine Empfehlung meinerseits zum Abschluss ist dann noch der Film “Saz – The Key of Trust” (arte, zdf) mit Petra Nachtmanova auf Youtube (https://www.youtube.com/watch?v=Q5Kb1xaQ_vI).

Autor: Ahmet Bekisoglu

 

Quellen:
https://www.rumikulturforum.de/index.php/service/saz.html
musiculum
asemüzik
baglamaci
http://www.serefdalyanoglu.com/index.php/tuerkische-musik
https://de.thesaz.co.uk/about
https://de.salamuzik.com/blogs/news/all-about-turkish-saz-baglama
https://de.salamuzik.com/en-de/blogs/news/tips-to-playing-the-saz-baglama-instrument-better
https://www.alevi-kassel.de/index.php?option=com_content&view=article&id=58&Itemid=65&lang=de
https://www.zdf.de/kultur/forum-am-freitag/forum-am-freitag-vom-26-april-2019-100.html
https://www.deutschlandfunkkultur.de/durch-musik-zum-glauben-100.html
https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110201789.3.159/pdf
https://www.researchgate.net/publication/266875929_Why_people_listen_to_sad_music_Effects_of_music_sad_moods
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S157106451730163X
https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fnhum.2015.00404/full

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