Der Orientalismus

Formen des Othering (II)

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Der “Orient” ist meist ein übergreifender Begriff für vorder-und mittelasiatische, reicht in einigen Definitionen, aber auch bis in ostasiatische Länder. Der Begriff ist dabei problematisch, weil er viele Regionen und Kulturen homogenisiert. Komplexitäten und Unterschiede verschwimmen damit aus eurozentrischer Sicht. Edward Said diskutierte den Begriff “Orientalismus” 1978 erstmals in seinem gleichnamigen Buch. Nach Said wird das Konzept des Orientalismus’ bewusst zur Hierarchisierung zwischen dem “Westen” und dem “Orient” instrumentalisiert. 

Der “Orient” ist nach Said ein Konstrukt welches ein Feindbildes schafft. 

Neben der Feindbild-Schaffung dient der ”Orient” auch als Ort für eurozentrische Phantasien und Sexualisierung von Betroffenen. In der Kunst gibt es beispielsweise sexualisierte Darstellungen von “Orientalinnen” vor allem auch im Kontext der eurozentrischen Faszination des Harems.

Said schafft damit auch die Grundlage für eine feministische Untersuchung der eurozentrischen Sichtweise. Während der “Westen” also als Mittelpunkt der “zivilisierten Welt” gilt, dient der “Orient” als Bild der “Exotik” und “Bedrohung”. 

 


Jean-Léon Gérôme: Bad im Harem (1889)

 

Said argumentiert, dass auch die Wissenschaft der “Orientalistik” auf bestehenden Stereotypisierungen basiert. Die wissenschaftliche Untersuchung des “Orients” wurde, so Said, zu Zeiten der napoleonischen Ägypten-Expedition verstärkt. 

Der “Orient” wird also zum Objekt, aber nie zum Subjekt der Wissenschaft. 

Ein relativ gegenwärtiges Beispiel für modernen Orientalismus ist der Disney Zeichentrickfilm “Aladdin”. In der Adaption des Märchens “1001 Nacht” werden Aspekte verschiedener west-, mittel-, und südasiatischen Kulturen homogenisiert dargestellt und exotisiert. Auch das konstruierte Feindbild ist hier prävalent. Die “Bösewichte” haben starke Akzente und stereotypisch westasiatische Gesichtszüge, während die Held:innen eurozentrische Gesichtszüge haben. Dies kann besonders gefährliche rassistische Stigmatisierungen verbreiten.

Das eurozentrische Bild des “Orients” beruht hauptsächlich auf (post)kolonialen Stereotypisierungen. Der Orientalismus bestärkt somit rassistische und postkoloniale Machtverhältnisse. Der Orientalismus ist genau wie der Exotismus ein Instrument des “Othering”, also der bewussten Abgrenzung und Hierarchisierung verschiedener sozialer Gruppen.

Es ist also wichtig rassistische Stereotypisierungen und Taktiken des “Othering” in ihren verschiedenen Ausführungen zu erkennen und zu enttarnen.

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