Studien zeigen, dass die Berichterstattung über den Islam und Muslim_innen oft stereotyp und negativ ist. So zeichneten mehr als drei Viertel aller Berichte, die das Forschungsinstitut Media Tenor International 2016 in einer Langzeitstudie auswertete, ein negatives Bild von Muslim_innen und dem Islam. Ältere Studien kamen zu ähnlichen Ergebnissen.
Diese Ergebnisse heißen aber nicht, dass Medien pauschal islamfeindlich und vor allem nicht explizit negativ berichteten, so Tim Karis vom Centrum für Religionswissenschaften (CERES). Das Problem sei eher eine unterschwellige, wiederkehrende Themensetzung oder das Rückgreifen auf stereotype Islam-Bilder.
Weitere Studien haben ergeben:
Insbesondere nach den Anschlägen vom 11. Septembers 2001 wurde der Islam in der Berichterstattung oft in Zusammenhang mit Terrorismus gebracht und als „Bedrohung“ für die westliche Welt dargestellt.
Seit der sogenannten Flüchtlingskrise 2015 werden Geflüchtete und der Islam in deutschen Medien häufig thematisch miteinander verknüpft. Darüber hinaus werden muslimische Geflüchtete oft als kulturell „Andere“ präsentiert, die einer „europäischen christlichen Kultur“ gegenüberstünden. Das ist das Ergebnis einer Studie aus dem Jahr 2018, die vergleicht, wie die „Flüchtlingskrise“ in der deutschen und britischen Presse dargestellt wurde.
Insbesondere männliche muslimische Migranten werden oft als eine unterschätzte Bedrohung für die deutsche Gesellschaft dargestellt, so das Ergebnis einer Untersuchung aus dem Jahr 2019. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch eine Studie 2016: Musliminnen werden in deutschen Zeitungen meist als problematische, andersartige, bedrohliche und homogene Gruppe dargestellt.
Auch über muslimische Frauen gibt es gängige Stereotype: verschiedene Analysen zeigen, dass Musliminnen in den Medien als rückschrittlich oder kulturell fremd dargestellt werden.
Neben der inhaltlichen Berichterstattung spielt auch die Bildauswahl eine zentrale Rolle in der Darstellung des Islam und von Musliminnen in den Medien:
Wiederkehrende „Symbolbilder“ in Artikeln über islamische Themen und Musliminnen seien vollverschleierte Frauen, bewaffnete Islamistinnen oder anonyme Menschenmassen in Mekka, schreiben die Medienwissenschaftlerinnen Sabrina Schmidt und Kai Hafez. Insbesondere das Kopftuch werde zu veranschaulichenden Zwecken eingesetzt. Anstatt die Vielfältigkeit muslimischen Lebens abzubilden, wirke diese Bildsprache anonymisierend, homogenisierend und entmenschlichend.
Verschiedene Online-Plattformen, der MEDIENDIENST INTEGRATION sowie Wissenschaftlerinnen geben Anregungen für Medienschaffende, wie eine ausgewogene Berichterstattung über den Islam und Muslim*innen aussehen könnte:
Der Fotojournalist Julius Matuschik hat den Blog „Moin und Salam“ ins Leben gerufen, um die Vielfalt muslimischen Lebens in Deutschland zu zeigen, als Gegenentwurf zu einer einseitigen Bildberichterstattung.
Für eine ausgewogenere Berichterstattung über den Islam und Musliminnen bedarf es der Perspektive von Musliminnen und Gemeinden. Der MEDIENDIENST hat zwei Info-Papiere zur muslimischen Zivilgesellschaft und zu islamischen Verbänden in Deutschland mit Hintergrundinformationen und Ansprechpartner*innen zusammengestellt.
Weitere Hinweise finden sich in unserem Handbuch „Muslime in den Medien“.
Quelle: Mediendienst Integration