Romanautor und Essayist Deniz Utlu erzählt uns im Auftakt zur fünften Staffel, was ihn in seiner Arbeit motiviert und inspiriert. Dabei spricht er auch über Momente und Erfahrungen, die ihn politisiert haben und warum das Thema „Vertrauen“ in der Integrationsdebatte so wichtig ist. Als Autor zwischen zwei Sprachen gewährt er uns intime Einblicke in seine Arbeit und was es bedeutet, Texte auf Türkisch und auf Deutsch zu schreiben.
Deniz warum schreibst du?
„Wahrscheinlich ist es irgendwie der Wunsch ein Du anzurufen (…) um sich zu verbinden.“, antwortet Utlu auf die Frage, warum er schreibt. Dem Gründer des Kultur- und Gesellschaftsmagazins „Freitext“ geht es in seiner Arbeit als Autor um die Gemeinschaft und darum, nachfolgenden Generationen den Weg zu ebnen. Sein individueller Beitrag zur deutsch-türkischen Literatur ist somit mehr die Kirsche auf dem Sahnehäubchen.
Wie wichtig Wegbegleiter und Empowerment sind, zeigt sich auch an seinem Werdegang – schon früh erkannte z.B. seine Grundschullehrerin Utlus Talent und kommentierte unter seinen Schulaufgaben “Ich hatte viel mehr Freude an deinen Zusammenfassungen, als an dem Buch selbst”.
„Was ist eigentlich der Preis, den wir zahlen, für Entscheidungen, die wir treffen?“ Darum geht es in Ultus Buch Gegen Morgen. Es ist eine Einladung dieser Frage auf privater, aber auch auf gesellschaftlicher Ebene nachzugehen. Gleichzeitig deckt der Roman aber auch die unterbewussten Optimierungszwänge auf, die mit jeder unserer Entscheidungen einhergehen.
Gegen Morgen
Protagonist Kara berechnet in “Gegen Morgen” als Ökonom die Kosten des Lebens für eine Versicherung und stößt dabei an seine Grenzen. Hier sind die Einflüsse Utlus Volkswirtschaftsstudiums erkennbar: Er verwendet geschickt vereinzelnd Formeln, die er wie eine dritte Fremdsprache einsetzt.
Vor allem aktuelle und gesellschaftliche Themen verarbeitet Utlu in seinen Texten. Wenn es dabei um strukturellen Rassismus, die NSU Morde oder öffentliche Debatten zum Thema Migration geht, spielen dabei auch immer wieder Wut und Angst eine Rolle. Das Schreiben hilft Utlu bei der Verarbeitung und er wächst somit an seinen eigenen Texten und entwickelt sich durch diese weiter.