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Gesellschaft & Geschichten

Das Assyrische Volk

Geschichte einer andauernden Verfolgung

Assyrer*innen (unter anderem auch bekannt als: Aramäer*innen, Chaldäer*innen), die sich in der eigenen Sprache als „Suryoye oder Suraye“ (West-/Ostdialekt) bezeichnen sind ein indigenes Volk aus Mesopotamien. Ihr historisches Siedlungsgebiet ist auf dem heutigen Irak, Syrien, Nordiran und die Südosttürkei verteilt. Assyrer*innen heute sind Nachfahren von Überlebenden, die Genozide und Verfolgung erleiden mussten.

Das assyrische Volk im 20. Jahrhundert

Während des Ersten Weltkrieges und dem Völkermord an den syrischen Christen von 1915-1917 verloren Assyrer*innen in den nördlichsten Gebieten Obermesopotamiens und im Iran über 50 Prozent ihrer Gesamtbevölkerung und wurden aus ihren Siedlungsgebieten vertrieben. Gleichzeitig geschah der Genozid an den Armenier und die Verfolgung der Pontus-Griechen. Der Völkermord wird auf Aramäisch Sayfo oder Seyfo („Schwert“) genannt.

Bei der Gründung der jungen Nationalstaaten Irak, Syrien und der modernen Türkei wurde das Verlangen nach Selbstbestimmung und Autonomie von Assyrer*innen trotz internationaler Versprechungen nicht berücksichtigt. Mit dem Vertrag von Lausanne 1923 und der endgültigen Grenzziehung konnten sie nicht in ihre alten Wohngebiete zurückkehren und mussten aus ihrer mesopotamischen Heimat fliehen.

Auch nach dem Genozid von 1915 erfolgten weitere diverse Massaker in den anderen Gebieten, wie zum Beispiel das Simele-Massaker in 1933, durch kurdische und arabische Gruppen, die von den damaligen Großmächten unterstützt wurden.

In vielen der neu gegründeten Staaten wurde ihnen der Status einer anerkannten nationalen oder religiösen Minderheit mit daraus folgenden kulturellen Rechten verweigert. Der Irak und die Türkei verbieten die Volksbezeichnung Assyrer. Ähnlich ist es im Iran, auch wenn dort die Bezeichnung Assyrer nicht verboten ist.

Gerade in der Südosttürkei, auch “Tur Abdin” genannt, gerieten Assyrer*innen, die es noch nach dem Genozid gab, seit 1984 zunehmend zwischen die Fronten des Krieges des türkischen Militärs gegen die Anhänger der kurdischen Arbeiterpartei (PKK). Assyrer*innen wurden sowohl von der PKK als auch von den türkischen Regierungstruppen bedrängt und unter Druck gesetzt. Von beiden Seiten wurden ihnen Kooperationen und Kollaboration vorgeworfen. Es kam immer wieder zu Anschlägen auf assyrische Familien, was letztendlich dazu führte, dass mehrere Zehntausend Assyrer*innen ihre Heimat im Tur Abdin verlassen mussten.

Das assyrische Volk heute

Neben „Assyrer „sind unter anderem auch die Volksbezeichnungen “Aramäer” und “Chaldäer” im deutschsprachigen Raum bekannt, ebenso hört man auch oftmals die Bezeichnung “christliche Syrer” oder “christliche Iraker”. Sie bezeichnen dieselbe Volksgruppe und sind als Synonyme zu verstehen. Außerdem wird in der deutschsprachigen Literatur auch der Begriff “Syrer” oder “syrischsprachigen Christen” in Anlehnung an “Suryoye” und “Surayt” benutzt.

Die modernen Assyrer*innen sind die indigene Bevölkerung des Zweistromlandes Mesopotamien. Sie verstehen sich als Nachfahr*innen von u.a. der antiken Völker der Sumerer, der Akkader, der Babylonier und der Aramäer.

Wo leben die Assyrer*innen heute?

Viele Assyrer*innen wanderten im 20. Jahrhundert aus dem Tur Abdin nach Europa aus, wo heute mehr als 90 Prozent von ihnen leben. Heute leben nur noch höchstens 12.000 Assyrer*innen in der Türkei, etwa 500 Familien im Tur Abdin und wenige tausend in Istanbul. Auch aus dem Irak und aus Syrien wurden viele in den letzten Jahren durch Kriege, gezielter Verfolgung und Vertreibung, dem IS und US-amerikanische Einmärsche vertrieben.

Inzwischen leben bis zu 85 % der heute existierenden Bevölkerung außerhalb ihrer einstigen Heimatgebiete. In Deutschland, Österreich und der Schweiz leben mehr als 200.000 Assyrer*innen aus allen Teilen ihrer Heimatgebiete. Viele sind allerdings auch aus dem Irak in die USA oder nach Australien ausgewandert.

Religionen und Sprache

Eine überwiegende Mehrheit der Assyrer*innen bekennt sich dem westasiatischen Christentum an. Größtenteils sind sie den syrisch-orthodoxe, syrisch-maronitischen, syrisch-katholischen und chaldäisch-katholischen Kirchen sowie der Kirche des Ostens und der alten Kirche des Ostens zugehörig.

Die heutigen Assyrer*innen sprechen Spätformen des Aramäischen, einer zur semitischen Sprachfamilie gehörenden Kultursprache, ebenso sprechen viele das verwandte Arabisch. Diese Form des Aramäischen wird als Syrisch bezeichnet. Parallel dazu entwickelten sich neuaramäische bzw. neusyrische Volksdialekte, z.B. das Westneusyrische oder Suryat, das im Tur Abdin gesprochen wird. Auch im Irak und Iran und in der Region Khabur in Syrien wird ein “Ostdialekt” (“Surit(h)”) gesprochen.

Die Suryoye haben sich um die Pflege und Erhaltung der Kultur, Sprache und Religion zu gewährleisten, in der Diaspora zu Gemeinden, Vereinen und Einrichtungen zusammengeschlossen. Jedoch kommt es je nach Land immer noch zu vermehrten Schwierigkeiten bei der Gründung, da sie entweder immer noch staatlich untersagt oder mit Problemen verbunden sind.

In den Heimatgebieten finden in den letzten Jahren immer mehr der zwangsislamisierten Assyrer*innen zu ihren historischen Wurzeln zurück.

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