Auch in Deutschland ist antimuslimischer Rassismus und die Ungleichbehandlung von Muslim*innen zu beobachten. Heute noch wird zwischen “uns, Deutschen” und “den Muslim*innen” unterschieden. Zu religiös, sexistisch, gewalttätig, antisemitisch, homophob und gar Demokratiefeindlichkeit werden ihnen vorgeworfen. Ihnen steht damit kein relevanter Platz in der Gesellschaft zu, es sei denn, sie geben den nie vollständig zu erfüllenden Forderungen nach Integration oder gar Assimilation nach.
Was ist antimuslimischer Rassismus?
Unter dem Begriff antimuslimischen Rassismus versammelt sich die Kritik an verschiedenen Strategien und der Rhetoriken, die allesamt dadurch gekennzeichnet sind, dass sie auf Prozesse der Rassifizierung, also der Konstruktion als “Andere”, aufbauen.
Dabei werden Muslim*innen homogenisiert (also als eine einheitliche Gruppe angesehen) und negative Eigenschaften zugeschrieben. Auf Basis von phänotypischer Unterscheidung, Namen oder zugeschriebener Herkunft werden Menschen klassifiziert. Attribute wie sexistisch, homophob, gewalttätig, integrationsunwillig werden ihnen zugeschrieben. Muslim*innen werden damit zur Metapher gesellschaftlichen Übels gemacht.
Insgesamt ist antimuslimischer Rassismus gerade deshalb als Rassismus einzustufen, weil er Menschen entlang bestimmter Vorstellungen von Kultur, Religion und Herkunft essentialisiert und ihnen “islamische” Eigenschaften zugewiesen werden. Dadurch wird die rassistische Benachteiligung der “Anderen” (also “nicht-deutschen”) gerechtfertigt.
Antimuslimischer Rassismus ist sogar bis ins späte 15. und frühe 16. Jahrhundert auf der iberischen Halbinsel zurückzuverfolgen. Bereits damals wurden sie, wie auch Juden*Jüdinnen als fremdartige Minderheit verstanden und versucht durch die sogenannten Reconquista zum Christentum zu bekehren. Schon damals gehörte der Vorwurf der Lüge und des Betrugs, genauso wie das Vorurteil der stillen Unterwanderung der Mehrheitsgesellschaft zum antimuslimischen wie auch zum antisemitischen Sprachrepertoire.
Seit dem Terroranschlag am 11. September 2001 werden muslimisch gelesene Personen vielerorts verantwortlich für den Terror gemacht und gerieten unter Generalverdacht. Sie wurden und werden auf offener Straße diskriminiert, beleidigt, angegriffen und beschimpft. Es entstand das Bild einer homogenen, konstruierten Gruppe “der Muslime” und “des Islams”, die geprägt ist von Vorurteilen und Stigmata. Gemeinsamkeiten und Individualität werden nicht berücksichtigt, vermeintliche Unterschiede aber stark betont (das führt oftmals zur Polarisierung, sprich, “Die sind ganz anders als wir”). Diese Unterscheidungen rechtfertigt am Ende daher dann die Benachteiligung.
Beim antimuslimischen Rassismus spielt somit die Religion/Kultur die Rolle des unveränderlichen Unterscheidungsmerkmals. Wie und ob die Person tatsächlich religiös ist, spielt keine Rolle. Es geht nur noch darum, wie die Mehrheitsgesellschaft die Muslim*innen wahrnehmen und sie dann markiert.
CLAIM Allianz ist ein Bündnis von aktuell 47 Organisationen, die sich gegen Islamfeindlichkeit und antimuslimischen Rassismus engagieren. Sie sorgen für bundesweite Sichtbarkeit, für islamfeindliche, antimuslimische und rassistische Tendenzen und deren Auswirkungen. Außerdem koordinieren sie den Tag gegen antimuslimischen Rassismus am 1. Juli und machen sie bundesweit sichtbarer.
Antimuslimischen Rassismus melden könnt ihr über IReport @claimallianz
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