Habt ihr auch schon einmal solche Kommentare unter unseren (oder anderen) feministischen Beiträgen gelesen?
Anti-feministische Accounts sind erkennbar an einer kleinen Auswahl von Argumentationsstrategien. Trotz ihrer beinahe immer vorhandenen Sympathie mit rechtem Gedankengut teilen sich anti-feministische Accounts in zwei Lager. Eines davon stellen wir euch heute vor.
Nummer 1, pauschaler Antifeminismus, Hauptargumente: “Männerhass” bzw. Männer als Opfer von Sexismus
Nummer 2: traditioneller Antifeminismus, Hauptargumente: traditionelle Rollenverteilung, Abschaffung des Frauenwahlrechts oder die Wiedereinführung eines Familienoberhaupts., kein Vertrauen in den Staat
Nummer 1: Pauschaler Antifeminismus
Hauptargument: “Männerhass” bzw. Männer als Opfer von Sexismus
Nach außen wird bei dieser Form des Anti-Feminismus propagiert, es handle sich um Gleichstellung von Frau und Mann. Männer seien unterworfen und in der eindeutigen Opferrolle. Das ist eine gefährliche Argumentation, da es alle wissenschaftlichen Belege, die die größere Benachteiligung von Frauen beweisen (Gender Pay Gap, häusliche und sexuelle Gewalt,…) ignoriert. Absurderweise ist es genau die Argumentationsstrategie dieser Anti-Feminist*innen, der Feminismus sei “un-wissenschaftlich” oder “ideologisch”.
Anti-Feminist*innen des pauschalen Antifeminismus sind außerdem nicht in der Lage, Beteiligung von Frauen im öffentlichen Raum und absolute Herrschaft von Frauen zu unterscheiden. Der Frauenanteil im Bundestag von 32,8 Prozent wird als “Femokratie” interpretiert.
Der Grund für den Hass gegen feministische Ziele ist häufig die Angst der anti-feministischen Männer, Privilegien einzugestehen und aufgeben zu müssen.
„Wenn ich in einer privilegierten Position bin und einen Teil meiner Privilegien abgeben muss, dann führt das dazu, dass ich mich extrem benachteiligt fühle.“
Die Anti-Feminist*innen versuchen ihre Meinungen zu legitimieren, indem sie sich in die Opferrolle fantasieren.
Beispiel: Toxische Weiblichkeit
Was Männer in Richtung anti-feministischen Gedankenguts treibt, sind häufig folgende Gegebenheiten:
- Sorgerechtsstreits, bei denen sich besagte Männer (und ihre neuen Partner*innen) im Unrecht fühlen.
- Wehrpflicht. Es wird argumentiert, dass die Wehrpflicht nur für Männer gilt (Benachteiligung der Männer)
- Arbeitsmarkt. “Schlecht qualifizierte Männer [haben] mehr Schwierigkeiten als früher (…), einen Job zu finden. Das liegt zum einen daran, dass Frauen vermehrt arbeiten (auch wenn dies oft nur auf Teilzeit- oder Minijobbasis geschieht) und zum anderen daran, dass die „klassischen Männerberufe“ mehr und mehr maschinell ersetzbar werden.Trotz dieses Umstandes sind Männer insgesamt auf dem Arbeitsmarkt allerdings weiterhin privilegiert.”
Aber auch Frauen finden sich in den anti-feministischen Kreisen. Oft passiert das über die Partner, die selbst in diesen Kreisen unterwegs sind.
Frauen in anti-feministischen Diskursen legitimieren für viele Anhänger die Argumentationen bzw. lenken ab von der Gefahr dieses Frauenhasses, den sie eigentlich betreiben (auch wenn ja das Gegenteil behauptet wird: Frauen würden Männer hassen/zerstören wollen/etc.)
Die Gefahr, die von diesen Accounts ausgeht, manifestiert sich oft in der Hate Speech in den Kommentarspalten.
Aber Antifeminismus im Netz kann nicht losgelöst von seinen analogen Auswirkungen betrachtet werden. Verschiedene rechtsterroristische Anschläge der letzten Jahre hatten neben rassistischen, verschwörungsideologischen und antisemitischen Elementen auch einen antifeministischen Bestandteil, wie die im Internet veröffentlichten Manifeste der Attentäter von Halle oder Christchurch deutlich machen (vgl. Amadeu Antonio Stiftung 2021).“
Text: Paula Steiner
Quellen:
https://www.swr.de/-/id=14908570/property=download/nid=660374/11oe6g5/swr2-wissen-20150226.pdf
https://www.aufstehen-gegen-hass-im-netz.de/das-problem/antifeminismus/#femokratie
https://www.boell.de/sites/default/files/antifeministische_maennerrechtsbewegung.pdf