Feride Uslu ist der kreative Kopf hinter dem Beauty-Label uslu airlines.
Als klassisches Gastarbeiterkind kam sie mit sechs Jahren nach Deutschland, wuchs in Wiesbaden auf und arbeitete bereits mit neunzehn Jahren für Udo Walz. Danach lebte sie zehn Jahre in New York und gründete dort 2003 zusammen mit ihrem Partner ihre eigene Firma und revolutionierte das sogenannte Airbrush-Make-Up. Mittlerweile ist sie international als Make-Up-Artist unterwegs und hat durch spannende Kollaborationen mit namhaften Firmen auch als Art-Director auf sich aufmerksam gemacht.
Als wir sie in ihrem Studio in Berlin-Mitte besuchen, arbeitet sie gerade an einem knallroten Lippenstift für Kylie Minogue. Auch ihr Studio, welches gleichzeitig als Showroom dient, spiegelt das Markenzeichen ihres Labels wider: knallige Farben und innovative Ideen. Neben Lippenstiften und Nagellacken in allen erdenklichen Farbvarianten, werden hier Produkte der unterschiedlichsten Kollaborationen präsentiert, darunter Sneaker von Reebok und Nike.
Liebe Feride, wie bist du zu deiner Arbeit als Make-Up-Artist gekommen und wie kam es zu uslu airlines?
Nach zehn Jahren Berufserfahrung als Hairstylistin entschied ich, mich als Make-Up-Artist selbstständig zu machen. Es war für mich eine neue Herausforderung und somit fing eine spannende Zeit an. Zunächst habe ich ein Jahr in Madrid und danach zehn Jahre in New York gearbeitet.
1996 habe ich dann erstmals davon gehört, dass in Hollywood mit der Airbrush-Technik gearbeitet wird. Es hat sofort mein Interesse geweckt und so habe ich mir selbst ein Airbrush-System gekauft und begann mit dieser Technik zu schminken. Ziemlich schnell stellte ich fest, dass es keine richtigen Farben dafür gibt. Ich musste mir die Farben selber mischen. Das war die Initialzündung zur Gründung eines eigenen Labels.
Der Flughafenbegriff zieht sich durch die ganze Produktpalette. Eure Produkte werden nach Kürzeln von internationalen Flughäfen benannt. Wirst du als Berlinerin dem BER (wenn er endlich fertig wird) ein Spezialprodukt bzw. Nagellack widmen? Wenn ja, welche Farbe wird er haben?
Wir haben den Nagellack BER pünktlich zum ersten geplanten Eröffnungstermin rausgebracht. (antwortet sie lachend und hält den koralfarbenen Nagellack hoch)
Du wirst auch gerne als Revolutionärin des Airbrush-Make-Up bezeichnet. Was sind die Vorteile vom Airbrush-Make-Up?
Wir haben das Airbrush-Make-Up vom professionellen Bereich auf einen anwenderfreundlichen privaten Bereich übertragen hat. Den Minikompressor, den wir entwickelt haben, kennen die meisten Leute noch nicht. Er ist für die modebewusste junge Frau konzipiert und ist sehr leicht anzuwenden. Das Besondere am Airbrush-Make-Up ist nicht nur das einfache Auftragen, sondern der natürliche Look. Man ist perfekt geschminkt, ohne dass man geschminkt aussieht.
Welcher Job oder Auftrag war bisher der spannendste? Kannst du uns irgendeine Show oder Person nennen, an die du dich erinnerst und als berufliches Highlight bezeichnen würdest?
Meinen spannendsten Job als Make-Up-Artist hatte ich mit Naomi Campbell. Die Frau ist seit über 25 Jahren im Business und hat mit den Besten der Modebranche gearbeitet. Als ich dann ihr Make-Up mit dem Airbrush-Gerät gemacht habe, war sie sehr begeistert. Das war natürlich für mich das größte Kompliment.
Neben den ganzen Kosmetik-Produkten, hast du ja weitere Kooperationen, wie die Zusammenarbeit mit Reebok. Wie kommt man auf solche kreativen Ideen, was inspiriert dich? Und welche war die spannendste Kooperation bislang?
Ich kann gar nicht sagen, welche Kooperation die spannendste war. Sie waren alle gut und haben Spaß gemacht. Die meisten Kooperationen ergeben sich aus Freundschaften. Wir haben gar nicht die Zeit, dass wir losgehen und Kooperationen anbieten. Man trifft sich, lernt sich kennen, oder die Leute kommen auf uns zu – so wie jetzt Kylie Minogue. Ich habe sie letzte Woche in Paris kennengelernt und dann kam die Anfrage von ihr. Wir mochten uns und in knapp zwei Wochen ist jetzt die Kollaboration entstanden.
Ich bin mittlerweile komplett in diese Designschiene reingerutscht: Design, Creative Direction, Art Direction. Gerade heutzutage gehören diese Kollaborationen bei großen Unternehmen einfach dazu. Von Nike kam die Anfrage, einen Sneaker zu erstellen. Da war ich auch ziemlich überrascht. Daraufhin kam Reebok mit einem ähnlichen Angebot. Für uns ist das eine gute Gelegenheit uslu airlines bekannter zu machen.
Inwiefern spielt dabei deine kulturelle Herkunft eine Rolle? Bei der Yazma-Produktion, den typisch anatolischen Baumwolltüchern, ist dies ersichtlich. Wie kamst du auf diese Idee?
Ich komme aus einer Generation, in der es noch im türkischen Kulturkreis die Mitgift für Bräute gab. In dem Dorf, in dem ich geboren wurde, haben die Frauen ihre bunten Tücher mit feinen Bordüren geschmückt. Sie haben diese Bordüren, also im Türkischen Dantel genannt, selber mit Nähnadeln gehäkelt und sich gegenseitig präsentiert. Ich war fasziniert von dieser Handarbeit. Jedes Mal, wenn ich in der Türkei war, habe ich mir verschiedene Yazmas gekauft. Das wurde irgendwann zu meinem Markenzeichen. Ich trage sie als Accessoire, als Halstuch oder binde es um meinen Knöchel. So kam es zu der Anfrage von unserem Retailpartner Colette, ob wir die Tücher verkaufen möchten. Wir waren dann mit einigen Exemplaren, die ich als Ausstellungsstücke dabei hatte, auf einer Modemesse. Die Amerikaner und Japaner sind völlig ausgeflippt und wollten die Tücher sofort kaufen. Daraufhin bin ich wieder in die Türkei geflogen und habe Yazmas eingekauft. In meiner Heimatstadt habe ich zusammen mit meiner Mutter eine Arbeitsgruppe organisiert, die mir die Häkeleien für die Tücher bestickt haben.
Ich habe einen Fetisch und liebe meine Yazmas. Mittlerweile trage ich sie hin und wieder wie einen Schleier auf dem Kopf und renne in Cannes und Paris damit rum.
Was ist von uslu airlines in Zukunft noch zu erwarten? Welches Ziel ist als nächstes angestrebt?
Im Sommer 2014 ist die große Launch unseres „AOP“ Airbrush Systems geplant. Natürlich sind auch weiterhin Kollaborationen mit kreativen Menschen angestrebt. Doch vieles passiert per Zufall und Glück, wir planen nicht, wir machen einfach unser Ding.
Credits
Interview: Saliha Kubilay
Fotos: Nikolai Ziener