Die Geschichte des Ayran

Ein Getränk, das verbindet!

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Wie der Earl Grey zu England, der Tequila zu Mexiko und das Bier zu Deutschland, so gehört das Ayran zur Türkei. Beide verbindet eine langbestehende Geschichte, Tradition und Liebe, die so stark ist, dass eine negative Kritik des Ayran wahrscheinlich nicht ohne Reaktion bleibt.

Obwohl das Ayran vermutlich schon länger im Herzen der Türk*innen ein beliebtes Getränk war, wurde es offiziell (und kontroversiell) im Jahr 2013 von dem türkischen Präsidenten Erdoğan zum Nationalgetränk und damit auch zu einem Nationalsymbol erhoben. Welchen Wert Ayran nach dieser Erhebung tatsächlich hatte, zeigte sich 2015 im Streit mit der staatlichen Tee-Firma Çaykur. Diese veröffentlichte einen Werbespot für ihren Eistee mit einem Song, indem der Satz

„Ayran habe ich schon probiert, das macht mich müde“

vorkommt. Das Handelsministerium sah diesen Satz als Beleidigung des Ayran an, weswegen Çaykur zu einer Geldstrafe von umgerechnet 70.000 Euro verurteilt wurde!

Ein anderer, nicht ganz so radikaler Liebesbeweis kommt von der Fastfood-Kette McDonalds, die Ayran in ihr Sortiment in der Türkei aufgenommen hat. Das Unternehmen ist normalerweise nicht dafür bekannt, landesspezifische Nahrungsmittel und Getränke aufzunehmen. Mittlerweile ist Ayran nicht nur mehr in der Türkei, sondern international und vor allem hier in Deutschland sehr beliebt.

Aber was genau ist Ayran eigentlich?

Und wie wird es zubereitet? Am leichtesten kann es wahrscheinlich beschrieben werden als säuerlich buttermilchähnliches Getränk, bei dem Joghurt mit Wasser im Verhältnis von 2:1 schaumig gerührt wird. Dann nur noch salzen und am besten kalt genießen!

Die traditionelle Zubereitung bietet zwei verschiedene Varianten. Beim „Yayık Ayran“ wird selbstgemachter Joghurt mit ausreichend Wasser in ein Butterfass (Yayık) gegeben und geschlagen. Nach einer Weile wird der Inhalt mit einem Stofftuch gefiltert. Auf dem Stoff bleibt dann die Butter und der flüssige Joghurt läuft ab. Dieser wird gesalzen und fertig ist das Yayık Ayran.

Eine weitere Variante ist das „Susurluk Ayran“, bekannt aus der Provinz Susurluk in Balıkesir, im Nordwesten der Türkei. Bei der Zubereitung wird eine elektronische Pumpe benutzt, die das Getränk aus dem Behälter über einen Hahn saugt und wieder in diesen entleert. Dadurch zirkuliert das Ayran, was dazu führt, eine Schaumkrone auf dem Ayran zu schaffen. Mittlerweile verwenden viele Restaurants diese Methode mit einem Gerät, das „Ayranmatik“ genannt wird.

Quasi der Gerät von Ayran!

Heutzutage benutzen viele Haushalte fertigen Joghurt und schlagen das Getränk mit einem Mixer oder einem Schneebesen schaumig. Doch industriell hergestellter Joghurt verfälscht den traditionellen Geschmack, da der Joghurt milder ist und dadurch der säuerliche Geschmack verloren geht. Das sollte trotzdem nicht davon abhalten, eigenes Ayran zuzubereiten. Am Ende des Artikels gibt es nämlich ein Rezept mit einem Trick, den sauren Geschmack nachzuahmen.

Die Verbindung zum Ayran schaffte auch Deutschland und mittlerweile ist es hier kaum mehr wegzudenken. Mit den Türk*innen kam nämlich auch das Ayran hierher. Es ist mittlerweile in fast jeder Imbissbude vorzufinden, industriell hergestellt, meistens in blau-weißen Bechern. Oft und gerne wird Ayran auch beim scharfen Essen serviert. Das macht auch Sinn, denn das Fett im Getränk bindet die scharfen Stoffe im Mund. Nicht ohne Grund also eine Lieblingskombination vieler Liebhaber*innen türkischen Essens.

Doch wie ist dieses Getränk überhaupt entstanden?

Möglicherweise hatte das Ayran seinen Ursprung im anatolischen Raum und dem Kaukasus. Durch Zufall entdeckt von dem nomadischen Stamm der Göktürken oder Kök-Türken (moderne Bezeichnung für die Turkvölker im Alttürkischen Reich des Frühmittelalters), die zwischen 552 und 745 n. Chr. in Zentralasien herrschten. Denn diese verdünnten ihren sauer gewordenen Joghurt mit Wasser und kreierten so das Erfrischungsgetränk Ayran.

Während der Islamisierung der Turkvölker verbreitete sich das Ayran wahrscheinlich immer mehr und wurde bekannter, da es das bis dahin beliebte leicht alkoholhaltige Milchgetränk Kumys oder mongolisch Airag ersetzte, das die Mongolen aus vergorener Stutenmilch herstellten.

Zum Glück müssen wir nicht mehr unseren sauer gewordenen Joghurt verdünnen um das Erfrischungsgetränk Ayran herzustellen. Und da ihr jetzt bestimmt nicht mehr abwarten könnt zu erfahren, wie man Ayran ganz einfach selber zubereitet, und euch außerdem das Wasser im Mund zusammenläuft, folgen jetzt zwei Rezepte: Das erste wird mit türkischem Joghurt zubereitet. Das zweite ohne, aber mit Zusatz von Sahne und Zitronensaft für den säuerlichen Geschmack.

Rezept mit türkischem Joghurt

  • 2 Teile Joghurt (z.B. zwei volle Esslöffel)
  • 1 Teil Wasser (z.B. eine Tasse)
  • Salz

Rezept ohne türkischen Joghurt

  • 6 Teile Jogurt
  • 3 Teile Wasser
  • 1 Teil Saure Sahne
  • 10 Tropfen Zitronensaft
  • Salz

 

Credits
Text: Meltem Bayır & Oğulcan Öztürk
Fotografie: Christopher Horne

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