Hacı Bektaş Veli gilt als Begründer des anatolischen Alevitentums. Nach İmam Ali, Vetter und Schwiegersohn des Muhammad, wird Hacı Bektaş als wichtigster Heiliger verehrt. Die Tage vom 16. – 18. August sind ihm und seinem Werk gewidmet. „Veli“ ist ein islamischer Ehrentitel und bedeutet so viel wie „Patron, Verbündeter“. Das vorgestellte „Hacı“ ist ein Titel für Muslime, die die Pilgerfahrt nach Mekka, den Hac, unternommen haben.
„Glücklich ist, wer die Gedankenfinsternis erhellt.“
Im heutigen Iran geboren, lebte Hacı Bektaş Veli in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. In der türkischen Provinz Nevşehir liegt das kleine Städtchen Hacıbektaş, das früher ein mal Sulucakarahöyük hieß. Dort liegt seine Grabstätte, die von tausenden Aleviten an diesen Tagen im August für Konzerte und Vorträge besucht wird.
„Betet nicht mit den Knien, sondern mit dem Herzen.“
Eine Untergruppierung der Aleviten sind die Bektaşi, deren Namensgeber Hacı Bektaş Veli war. Es gab zwei Gruppen von Bektaşi: Die Çelebi und die Dede, oder Dedebaba. Die Çelebi sind davon überzeugt, leibliche Nachfahren Hacı Bektaş zu sein, während die Dedebaba davon ausgehen, Hacı Bektaş hatte keine biologischen Nachfahren, sondern nur geistliche Jünger. Der Orden der Bektaşi hat sich bis in den Balkan verbreitet.
„Der Verstand sitzt im Kopf, nicht in der Krone.“
Früher war die Annahme weit verbreitet, man könne nur Alevit*in werden, wenn man in eine alevitische Familie hineingeboren wurde. Bektaşi jedoch konnte jeder werden, der dem Orden beitrat und dem Sufi-Weg folgte. Moderne Aleviten und Bektaşi-Gruppen haben mehr Gemeinsames, als sie Unterschiede haben. „Yol bir, sürek bin bir“, dt.: „Der Weg ist ein Einziger, die Praktiken sind tausend und eine“.
Hacı Bektaş Veli war ausgebildeter sufistischer Mystiker und glaubte an die Einheit alles Existierenden. Ein Kernelement der Sufi-Philosophie ist die Liebe und Hinwendung zu Gott, die durch ein asketisches Leben im Diesseits ihren Ausdruck findet. Die Gleichberechtigung spielt eine sehr große Rolle: Bektaşi -Aleviten glauben, dass in jedem Menschen göttliche Kraft steckt.
„Was Du suchst, findest Du in Dir selbst, nicht in Jerusalem, nicht in Mekka.“
„Das Fundament unseres Glaubens ist die Liebe zum Menschen.“
Das Gebet der Bektaşi weicht vom orthodoxen Islam ab: Es ist nicht an bestimmte Tageszeiten gebunden, es ertönt auch kein Ezan (dt. Gebetsruf) um die Andacht anzukündigen. Die Gebetsstätte hat keine typische Form oder Bauart, denn kein Ort ist für Bektaşi heiliger als der andere. Sie kommen in Gemeindehäusern zur Cem-Zeremonie zusammen. „Cem“ wurde aus dem Arabischen übernommen und bedeutet soviel wie „Zusammenkunft“ oder „Versammlung“.
Im Video seht ihr verschiedene anatolische Sema-Rituale, die einer von zwölf Bestandteilen der Cem sind