Emrah Serbes: „Fragmente“

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Nach den beiden Kriminalroman-Bänden „Behzat Ç.“ sowie dem Kurzgeschichten-Band „junge verlierer“ ist im Berliner Verlag binooki das neueste Werk des türkischen Autors Emrah Serbes erschienen. „Fragmente“ führt uns viele Situationen des Lebens schonungslos direkt vor Augen und trifft uns dabei mitten ins Herz:

„Glückseligkeit ist ein Loslassen und gleichzeitig eine sehr selten anzutreffende Ruhe der Seele.“

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Mit seinen Krimis um den desillusionierten Hauptkommissar „Behzat Ç.“, die sehr erfolgreich als Fernsehserie verfilmt wurden, hat sich der junge Schriftsteller Emrah Serbes in der Türkei einen Namen gemacht. Beide Bände von „Behzat Ç.“ sowie der Kurzgeschichten-Band „junge verlierer“ sind bereits im Berliner Verlag binooki in deutscher Sprache erschienen.

Das neueste Werk des türkischen Erfolgsautoren heißt „Fragmente“ (im Original: „hikâyem paramparça“) und trägt unverkennbar Serbes’ Handschrift: Schonungslos ehrlich und direkt wird der Leser mit den oft melancholischen Aussagen des Autors konfrontiert.

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Die meisten Texte sind überarbeitete Beiträge, die Serbes für den türkischsprachigen Literatur-Blog „Afili Filintalar“ in den letzten Jahren verfasst hat. Es sind Situationen des Alltags, die er so realistisch beschreibt, dass man sich sofort darin wiederfindet. Da ist zum Beispiel dieser Mann, der eine Liebschaft beenden möchte. Er schlägt seiner Geliebten ein freundschaftliches Treffen auf einen Kaffee für den nächsten Nachmittag vor und sinniert: „Ich hasse es sowieso, außer Haus Kaffee zu trinken, ich trinke schon zuhause ausreichend Kaffee. Der Grund, warum ich Kaffee vorschlage, liegt auch nur darin, dass ich Angst habe, nach Bier wieder emotional zu werden und dann an demselben Punkt weiterzumachen …“

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Neben Aphorismen in Form von Zitaten und Lebensweisheiten („Eine Lüge in die Welt zu setzen, ist einfach. Sie aufrecht zu erhalten fordert Talent.“) führt uns Serbes auch in die Welt seiner ganz persönlichen Gedankenspiele und Tagträumereien. Teilweise sind diese in ihrer Absurdität einem dennoch so vertraut, dass man sich beim Lesen fast ein wenig ertappt fühlt. Denn wer hat sich nicht auch schon mal gefragt, warum die „Seite 3“ überhaupt auf Seite 3 ist und nicht auf einer anderen Seite der Tageszeitung? Vielleicht, weil die Seite 2 beim Umklappen der Zeitung immer auf der Rückseite verschwindet und weil Seite 5 schon wieder zu sehr in der Mitte ist? Serbes hat da so seine eigenen Theorien zu diesem Thema.

„Letzten Endes findet sich im Leben eine immer noch gewalttätigere Instanz. In dieser Welt gibt es keinen Gipfel der Gewalt, und wenn es ihn gibt, dann ist er so hoch, dass wir ihn nicht mehr sehen.“

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Gesellschaftskritik ist ein wichtiges Element in Emrah Serbes’ Werken. Der 35-jährige Autor, der wegen Beleidigung des türkischen Ministerpräsidenten vor zwei Jahren bereits vor Gericht stand, gilt seit seiner aktiven Mitwirkung an den Gezi-Protesten in Istanbul im Sommer 2013 als „Schriftsteller des Volkes“. Damals berichtete er spontan live für mehrere TV-Sender, was er vor Ort erlebte. Auch in „Fragmente“ greift er aktuelle Themen wie IS auf und regt den Leser in Form von kurzen Erzählungen zum Nachdenken an.

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„Mit meinem heutigen Wissen hätte ich das nicht so gemacht. Aber wenn du es früher nicht so gemacht hättest, hättest du auch nicht dein heutiges Wissen.“

 

Viele Aussagen von Emrah Serbes in diesem Buch sind so klar und ohne Umschweife auf den Punkt gebracht, dass man denkt: Stimmt, genau so ist es. Die große Stärke Serbes’, seinen Lesern schon nach kurzer Zeit ein Gefühl von Vertrautheit zu vermitteln, wird in »Fragmente« besonders deutlich.

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Serbes schafft es wie kaum ein anderer, durch seine ganz eigene Sprache die Distanz zum Leser zu durchbrechen. Hilfreich dabei ist in diesem Fall auch die gelungene Übersetzung ins Deutsche, die zum ersten Mal von einer seiner Verlegerinnen, Selma Wels, übernommen wurde. Beim Lesen erging es mir ähnlich wie einem türkischen Follower von Emrah Serbes, der auf dessen Facebook-Chronik postete: „Ich habe zwei Bücher von dir gelesen und seitdem das Gefühl, dich schon seit Jahren zu kennen …“

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Emrah Serbes: „Fragmente“
Aus dem Türkischen von Selma Wels
180 Seiten, Hardcover
€ 19,90
erschienen am 12.3.2015 im binooki Verlag Berlin
ISBN-978-3-943562-47-7

Credits
Text: Türkiz Talay
Foto: Melisa Karakuş

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