Ist man in einem türkischen Haushalt zu Gast, fallen einem als deutscher Besucher besonders die Unterschiede zu den eigenen vier Wänden auf. Anhand von Objekten (und einem Tier), die eher im türkischen Alltag zu finden sind, haben wir zusammengetragen, was wir als besonders typisch dafür empfinden.
Ein Klischee besagt, dass Türken Angst vor Hunden haben. Der Anatolische Hirtenhund ist nach der Stadt Kangal in der Provinz Sivas benannt, wo er auch hauptsächlich als Hirtenhund eingesetzt wird. Der Hund kann eine Größe von etwa 78 cm erreichen und bis zu 70+ Kg schwer werden. In zwei deutschen Bundesländern wird er sogar als „vermutlich gefährlicher Hund“ eingestuft. Für kleine Haushalte ist der Kangal aufgrund seiner Größe und seines Hungers wohl eher weniger geeignet. Wer jedoch eine Schafherde und noch keinen Herdenschutzhund besitzt, sollte einen Kangal durchaus in Erwägung ziehen.
Wörtlich übersetzt heißt es Gabel-Besen. Dieser Besen wurde ursprünglich handgefertigt. Heute sieht man diese Besen in türkischen Haushalten immer noch häufig, besonders auf Balkonen und Straßen, wenn lediglich mit Wasser gereinigt wird.
Hausschuhe sind bei Türken die Grundausstattung. Lädt man einen Gast ein, hat man ein Paar Hausschuhe da. Lädt man zwanzig Gäste ein, hat man auch zwanzig Paar Hausschuhe zur Verfügung! Wichtige Info für alle, die bei Türken zu Gast sind: Schuhe werden vor der Tür ausgezogen. Deswegen liegen auch vor manchen türkischen Nachbarstüren Berge an Schuhen. Je größer also der Schuhberg, desto sauberer der Haushalt.
Die klassische türkische Teekanne ist zweiteilig und wird zum Teekochen auf dem Herd platziert. In der unteren Kanne kocht das Wasser, und in der oberen, etwas kleineren Kanne befindet sich das schwarze Teekraut, das ebenfalls mir Wasser aufgegossen wird. Serviert man das Getränk, mischt man Wasser und Tee je nach gewünschtem Verhältnis, um die Stärke des Tees zu variieren. Im Laufe des Tages köchelt der Tee vor sich hin, oder wird neu aufgesetzt, sobald er zu bitter geworden ist.
Tavla ist ein bei jungen wie auch alten Menschen beliebtes Zwei-Personen-Brettspiel und mit Backgammon verwandt. Ziel ist es, alle Steine aus seinem Feld herauszuholen und nebenbei möglichst viele gegnerische Steine rauszuwerfen. Im Sommer sieht man es die Menschen oft auch draußen vor den Cafés spielen. Für manche ist dieses Spiel sogar eine Art Entspannung.
Kolonya besteht zu 80 Prozent aus Alkohol und trägt meist einen starken Zitronenduft. Im Haushalt wird es den Gästen nach dem Empfang oder nach dem Essen zur Reinigung von Händen und Gesicht angeboten. Angeblich gilt es als unhöflich, wenn man es ablehnt.
Von Männern wird es nach der Gesichtsrasur verwendet und im Sommer hilft es gegen Mücken und wirkt gleichzeitig erfrischend. Kolonya gibt es auch als abgepackte Erfrischungstücher in Restaurants oder im Flugzeug.
Man kennt es als heißes, süßes Milchgetränk mit Zimtgeschmack. Hauptbestandteil, wenn auch nur eine Teelöffelspitze pro Tasse, ist das kostbare Sahleppulver (1 Kilogramm kostet etwa 350 Türkische Lira, etwa 110 Euro), das aus wild wachsenden Orchideenwurzeln des sogenannten Knabenkrautes hergestellt wird. Das Getränk ist so beliebt, dass die Orchideenart in der Türkei bedroht ist.
Hierbei handelt es sich um eine Art Schutzfolie für die Fernbedienung. Diese Idee stammt vielleicht nicht von den Türken, aber in manchen Haushalten hat man den Eindruck, dass alles mögliche in Plastik abgepackt ist. Aber wozu genau? Damit es seinen Neuwert behält? Damit die Enkelkinder es nicht mit Ketchup beschmieren? Oder geht es darum, dass die Türken durch ihre Gastfreundschaft viel Speis und Trank umherreichen, und die Elektrogeräte vor den Flüssigkeiten geschützt werden müssen? Man weiß es nicht.
Credits
Text & Illustrationen: Melis Sivaslı