Der Ausdruck „Whitewashing“ ist aus dem Englischen abgeleitet und bedeutet wortwörtlich „weißwaschen“. Im Film bezeichnet den Umstand, dass viele geschichtlich nicht-weiße Charaktere aufgrund von Casting- und Marketingentscheidungen übermäßig häufig von weißen Menschen gespielt werden. Dabei ist die Praxis so alt wie die Filmbranche selbst. Bis weit in die Mitte des 20. Jahrhunderts war es für weiße Schauspieler gang und gäbe, sich zu schminken, um andere Ethnien darzustellen.
Oftmals damit begründet, dass es ja keine der Ethnie entsprechenden geeigneten Kandidat*innen gäbe oder, dass jene Person gecastet wurde damit ihre Berühmtheit auf den Film abstrahlt. Diese Praxis hat aber zur Folge, dass nicht-weiße Menschen weiterhin von wichtigen und gut bezahlten Rollen ferngehalten werden und diese nicht authentisch verkörpern können.
Beispiele:
- Winnetou-Reihe: In den 60er-Jahren wurden die indigenen Charaktere durch weiße Darsteller*innen verkörpert.
- Ein mutiger Weg (2008): Noch 2008 wurde die schwarze Journalistin Marian Pearl von Angelina Jolie mit Blackface dargestellt.
- Ghost in the Shell (2017): Die im Manga japanische Figur Motoko Kusanagi wurde von Scarlett Johansson gespielt.
Andere Formen von Whitewashing
Im Christentum: Auch in religiöser Kunst und bei religiösen Filmen kommt es vermehrt zu Whitewashing. Obwohl Jesus, Moses und andere biblische Personen aus Westasien kommen, sind sie mehrheitlich mit weißer Haut und blauen Augen dargestellt.
In der Kindheit: Kinderspielzeug, Kinderfilme und auch Kinderbücher sind von Whitewashing betroffen. Viele Kinder sehen sich in ihrem Spielzeug, in Filmen und Serien und Kinderbüchern nicht wieder. Das Problem der Repräsentation wird gerade in den letzten Jahren immer öfter angesprochen und es gibt deutliche Verbesserungen.
In den Nachrichten: Bei der Berichterstattung von Themen die Rassismus- und/oder Migrationsdebatten betreffen werden oft weiße Reporter*innen oder Expert*innen eingeladen um über diese zu berichten.
Darstellung von BIPoC im Film
Wenn denn mal BIPoC Charaktere im Film dargestellt werden, sind sie trotzdem immer noch vermehrt an Stereotypen verknüpft. Seien es die asiatischen Nerds, das Klischee das die Schwarze Person zuerst in Horrorfilmen stirbt, oder sie gar nicht erst Hauptrollen gecastet werden und nur als Token einen Platz als Nebenrolle bekommen.
Außerdem sind viele Filme die von BIPoC besetzt sind oftmals Nacherzählungen und thematisieren Leid und Trauma. Obwohl diese selbstverständlich wichtig sind und einen großen Mehrwert haben, fordern viele BIPoC mehr Diversität und ein erweitertes Themenangebot.
Beispiele für gute Repräsentation
Crazy, Rich, Asians (2018): Diese romantische-komödie war mit seinem komplett asiatischen Cast ein großer Kassenschlager.
Black Panther (2018): Dies ist der erste Marvelfilm mit einem Schwarzen Schauspieler (Chadwick Boseman) als Hauptrolle. Der Film ist fast ausschließlich von Schwarzen Schauspieler*innen besetzt.
Authentizität und Repräsentation
Viele Medienbeobachter- und Konsument*innen sind frustriert von der Unnachgiebigkeit von Hollywoods Castingmethoden und fordern, dass der Herkunftshintergrund der Schauspieler*innen mit der Rolle so weit wie möglich übereinstimmen sollten.
BIPoC Rollen müssen besser repräsentiert werden. Das bedeutet auch, dass die Industrie ihnen den Eintritt leichter und fairer bezahlt machen müssen. Gerade in den letzten Jahren gibt es einen Umschwung und es kommen mehr Filme auf den Markt in denen BIPoC Schauspieler*innen in Hauptrollen gecastet und mehr Platz für andere, authentische, Erzählungen von BIPoC Regiseur*innen gemacht wird.
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