Die Sommerferien rücken immer näher, viele türkische Familien kaufen Geschenke für die Verwandten in der Türkei und stopfen ihre Koffer voll. Einige von ihnen reisen mit dem Auto in die Türkei. Das hat in erster Linie finanzielle Gründe. Denn in der Sommersaison kosten die Flugtickets doppelt und dreifach so viel. Bei einer fünfköpfigen Familie beispielsweise kommt man dann locker über 2000,- Euro. Zudem ist das Gepäck begrenzt und die Herkunftsorte liegen meist außerhalb der Großstädte.
Mit dem Auto ins Heimatdorf
Die Fahrt mit dem Auto hingegen kann flexibler gestaltet werden. Die Familie ist nicht gebunden an bestimmte Zeiten und Bestimmungen. Das selbstgemachte Essen der Mutter schmeckt sowieso immer am besten, und die Kinder können sich in den hinteren Sitzen ausbreiten je nach Lust und Laune. Ein weiteres Argument für die Fahrt mit dem Pkw sind die Ausflüge innerhalb der Türkei. So bleibt die Familie mobil und ist nicht den Herkunftsort gebunden, wo sich die Kinder meist nach ein paar Tagen langweilen.
Eine Autofahrt, vor allem die lange Strecke von Deutschland bis in die Türkei, ist aber auch nicht ganz ungefährlich. Langes Fahren, Staus, Müdigkeit und rücksichtlose Fahrer können die Fahrt gefährden.
Das Mittel gegen mögliches Unheil
Doch die Türken haben ein Mittel gegen all das Unheil, das auftreten könnte: Bei der Abfahrt schütten Freunde oder Familienangehörige einen halben Eimer Wasser hinter das losfahrende Auto. Dem Aberglauben zufolge soll das Auto nun wie das klare Wasser fließend, am Ziel ankommen. Dabei werden folgende Sätze gesagt:
„Tez git, tez gel.“
Zu Deutsch: Fahr schnell und komm schnell zurück.
„Su gibi çabuk ol, ak geri gel, ak çabuk, kazasɪz belasɪz git.“
Zu Deutsch: Sei schnell wie das Wasser, fließe schnell zurück, fahr ohne Unfall und ohne Plage.
Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass der Weg der Reisenden wie der des Wassers sein möge, nämlich leicht und ohne Hindernisse. Sie sollen ihr Ziel heil erreichen und heil wieder zurückkommen.
Diese alte Tradition ist den Türken aus dem Schamanismus und Tengrismus erhalten geblieben. Bevor die Turkvölker sich dem Islam anschlossen, waren sie unter anderem Schamanen und Anhänger des Tengrismus. Diese Glaubensformen sind geprägt von Totemismus und Ahnenverehrung. Als Beispiel für einen Totem ist vor allem der Wolf zu erwähnen, der in der Türkei nach wie vor als Ahnvater angesehen wird.
Die Basis im Tengrismusglauben ist die Idee, dass Menschen mit der Umwelt auf der Erde im Einklang leben sollten. So symbolisiert das Wasser das Fortbestehen des Lebens und soll den Menschen auf ewig schützen.
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