Transnationale Beziehungen, also Beziehungen, die über mehrere Kulturen, Sprachen, Lebensrealitäten und Kontinente hinausgehen – und trotzdem funktionieren.
Wir haben euch gefragt, wie eure transnationale Beziehung aussieht.
Tutku*: ,,Während des 1. Lockdowns 2020 hatte ich mit meinem jetzigen Mann einen Match. Als Geisteswissenschaftlerin dachte ich mir: Endlich mal ein Geisteswissenschaftler, der gut aussieht. Wir trafen uns für einen Spaziergang und es fielen Wörter, die mein Herz erwärmen ließen: Spivak, Said, Chakrabarty.
Auch wenn ich patriarchale Traditionen (z.B. Brautabholung, Kına, etc.) nicht unterstütze, möchte ich mich zum einen nicht komplett assimilieren und zum anderen nicht mit meiner Familie brechen. Normalerweise verabschieden sich an dieser Stelle alle bois.
Mein Mann jedoch wollte alles (kulturelle) mitmachten. Wir haben versucht die Festlichkeiten so weit wie möglich zu depatriarchalisieren und auch meinen Eltern gewisse Kompromisse abzuverlangen und haben so einen Weg gefunden, der für alle akzeptabel war.
Wir leben jetzt in Berlin und es geht uns viel besser (obwohl es seit CDU-Sieg immer ungemütlicher wird). Wir sprechen vor allem English miteinander aber es gibt auch viele Code-Switching und Code-Mixing-Momente, in denen auch Deutsch, Spanisch und Türkisch einfließt.“
Philippa: ,,Wir haben uns vor gut drei Jahren auf einer App zum Sprachenlernen kennengelernt. Ich wollte auf der App mein Spanisch üben und er sein Englisch verbessern. Zu dem Zeitpunkt wohnte ich noch in Deutschland und er in El Salvador. Also: 7-8 Stunden Zeitverschiebung.
Das erste Mal sahen wir uns dann 15 Monate später als ich mich dann traute, nach El Salvador zu fliegen (was nebenbei das erste Mal für mich in Amerika und generell außerhalb von Europa war).
Klar, unsere geographische Trennung macht es uns nicht gerade leicht. Insgesamt haben wir uns in den zwei Jahren Beziehung genau fünfmal in echt getroffen, dabei aber jedes Mal mehrere Wochen am Stück.
Außerdem reden wir in letzter Zeit darüber, in relativ naher Zukunft in Deutschland zu heiraten, was aber aufgrund von ziemlich vieler bürokratischer Hürden in Form von zahlreichen seltsamen Dokumenten (wie beispielsweise Heiratsfähigkeitszeugnissen etc.) etwas herausfordernd wird.“
(*Name wurde geändert)