„Träum weiter“

Ein Theaterstück von Nesrin Şamdereli, das Stereotypen auf den Kopf stellt

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Nesrin Şamdereli, bekannt als Drehbuchautorin von „Almanya – Willkommen in Deutschland“, hat ihr erstes Theaterstück geschrieben. Das Stück „Träum weiter“ ist noch bis zum Ende der Spielzeit Mitte Juli in Bochum zu sehen und erzählt von den Herausforderungen einer interkulturellen Gesellschaft. Mit renk. sprach sie über das Stück.

„Träum weiter“ ist eine Komödie, die sich um Kulturen, Generationen und Sexualitäten dreht. Im Mittelpunkt steht Nil, die im Koma liegt. Erst von dem Chefarzt erfahren die griechisch-türkischen Eltern, dass ihre Tochter an Epilepsie leidet – aber auch, dass ihre Tochter lesbisch ist. Als dann auch noch ihre Ex-Freundin Nora im Krankenhaus auftaucht, scheint vieles geklärt werden zu müssen. Zeitgleich befindet sich Nil während des Komazustandes in einer Wartehalle eines Bahnhofes und begegnet verschiedenen Personen aus ihrer Vergangenheit.

Almila Bagriacik (Nil), Vedat Erincin (Dede), Fotografin: Diana Küster

Nesrin Şamdereli hat es geschafft, in dem Stück Stereotypen auf den Kopf zu stellen und den Besucher in die komplexen Strukturen einer interkulturellen Familie eintauchen zu lassen. Inszeniert wurde das Stück von der Regisseurin Selen Kara, die einige Besucher vielleicht schon von dem Liederabend „Istanbul“ kennen. Für das renk. Magazin hat Nesrin Şamdereli über ihr Stück und ihre Theater-Erfahrungen gesprochen.

Nesrin, du bist bekannt geworden durch den Spielfilm „Almanya – Willkommen in Deutschland“ – Wie bist du nun im Theater gelandet?

Ganz einfach, ich wurde direkt gefragt. Eine Dramaturgin des Schauspielhauses Bochum schrieb mich an und fragte, ob ich prinzipiell interessiert wäre. Das war ich. Also haben wir uns getroffen und über mögliche Themen, Haltungen usw. gesprochen und gemerkt, dass wir eine gemeinsame Ebene finden konnten. So fing es an.

Dennis Herrmann (Patrick), Almila Bagriacik (Nil), Fotografin: Diana Küster

Theater und Film, wie unterscheiden sie sich für dich?

Film erzählt im besten Fall durch Bilder. Theater durch Text. Man kann im Film sehr gut auf Dialoge verzichten. Auf der Bühne wird´s da schon schwieriger.

In deinem ersten Theaterstück geht es um verschiedene Kulturen, Generationen und Sexualität – warum hast du dich für diese Themen entschieden?

Weil es Themen sind, die immer da sind und vermutlich auch nie verschwinden werden. Außerdem waren es die Themen, die die Regisseurin (Selen Kara) und mich gleichermaßen interessiert haben. Wir haben die Entwicklung sehr früh zusammen begonnen, da das Stück eine Auftragsarbeit für das Schauspielhaus war.

Und was möchtest du mit dem Stück „Träum weiter“ vermitteln?

Das ist eine Frage, die sich jeder Zuschauer am besten selber beantwortet. Das Stück bietet viel Raum für Interpretation und das ist auch gut so.

Dennis Herrmann (Chefarzt), Anne Eigner (Nora), Sabine Osthoff (Fidan), Henrik Schubert (Yannis), Fotografin: Diana Küster

Zum Schluss: deine Lieblingsszene in dem Stück ist?

Es klingt nach Lobhudelei, aber jede Szene im Stück ist am Ende so einer Entwicklungszeit nur noch drin, weil sie eine Lieblingsszene ist. Alles andere hat den Prozess nicht überlebt.

Was sind derzeit weitere Projekte von dir?

Aktuell erscheint am 5. April unser Film „Die Nacht der Nächte“ im Kino. Ein echtes Herzensprojekt, was viele Jahre gebraucht hat, bis wir es realisieren konnten. Es geht um vier Paare aus der ganzen Welt, die schon über 50 Jahre zusammen sind. Es sind wunderbare Paare mit sehr unterschiedlichen, sehr bewegenden Geschichten. Unbedingt anschauen!

Nesrin Şamdereli (* 1979 in Dortmund), Foto: Udo Grimberg, Lizenz: Creative Commons by-sa-3.0 de

 

Termine von „Träum weiter“

Freitag, 23. März, 19.30 Uhr

Samstag, 14. April, 19.30 Uhr

Samstag, 21. April, 19.30 Uhr

Samstag 19. Mai, 19.30 Uhr

Kammerspiele des Schauspielhauses, Königsallee 15, 44789 Bochum

Tickets unter Tel: 0234 33 33 55 55 oder online

 

Interview: Hatice Kahraman

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