Racial Stress

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Der Begriff “Racial trauma”, “Racial stress” oder  “race-based traumatic stress (RBTS)”, stammt aus dem Englischen und bezeichnet das Phänomen der mentalen und physischen Beeinträchtigungen und Verletzungen, die Menschen mit Rassismuserfahrung erleiden – im Vergleich zu Teilen der Bevölkerung, die die Erfahrungen nicht machen. Die Begriffe verweisen auf den Umstand, dass Menschen die Opfer von plötzlichen, unkontrollierbaren, besonders schmerzhaften oder gar brutalen rassistischen Begegnungen wurden, sehr viel anfälliger für durch daraus folgende stress-basierte (psychische, wie physische) (Folge)Erkrankungen sind. 

Nicht nur die einzelnen betroffenen Individuen, sondern auch deren erweiterte Kreise und Communities sind davon betroffen. Oft kann es bei langanhaltenden Erfahrungen (wie beispielsweise durch immer wieder erneutes Konfrontieren mit Rassismus, welches in einem strukturell rassistischen System der Fall ist) zu Symptomen ähnlich einer Posttraumatischen Belastungsstörung kommen. Dazu können folgende zählen:

Depression, Wut, Gedankenkreisen rund um die traumatische Rassismuserfahrung, erhöhte Wachsamkeit / anhaltende Alarmbereitschaft, niedriger Selbstwert und mentale Isolation, sowie Symptome die sich auf körperlicher Ebene ausdrücken – bspw. Herzrasen, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit…
(Die Symptome können je nach kultureller Zugehörigkeit auch anders ausfallen)

“Race-based traumatic stress (RBTS)” ist im Vergleich zur Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) keine anerkannte psychische Erkrankung, sondern gilt per Definition als eine “mentale Verletzung”. 2015 untersuchten US-amerikanische und australische Forscher*innen den Einfluss von Rassismus auf die Gesundheit – das Ergebnis: Rassistisch diskriminierte Gruppen haben eine deutlich schlechtere psychische Gesundheit als andere Gruppen. Eine Studie der Berliner Charité zeigte, dass vor allem Menschen, denen man ihren Migrationshintergrund stark ansieht, häufiger psychsisch erkranken. Demnach lassen sich die Auswirkungen rassistischer Erfahrungen durch Aktivitätsveränderungen im Gehirn sogar nachweisen. 

Auch ist es wichtig, rassismussensible medizinische, sowie psychische Versorgung stärker zu fördern. Damit Betroffene nicht retraumatisiert werden durch unerfahrenes und unsensibilisiertes medizinisches Personal. Es muss besonders Acht darauf gegeben werden, welche Faktoren bei Menschen mit Rassismuserfahrung zu dem jeweiligen Krankheitsbild potenziellen Einfluss darauf genommen haben, um nachhaltig gegen die dem zugrunde liegenden Strukturen, zu wirken. 

So gibt es auch die sogenannten “ transmitted traumatic stressors”, also die weitergegebenen traumatischen Stressfaktoren, die über mehrere Generationen (also transgenerational) übertragen wurden. Diese sind meist in einem systematischen, wie auch historischen Kontext zu betrachten und können innerhalb von Familien und Gemeinden weitergereicht werden. Zwei Beispiele dafür können sein die Versklavung und Ausbeutung afrikanischer Menschen im Zuge des Kolonialismus, welches sich in Form eines kollektiven Traumas noch bis heute auf Schwarze Menschen auswirkt, sowie Nachfahren von Holocaustüberlebenden, die erwiesenermaßen eine Höher Vulnerabilität für psychische Erkrankungen haben, welches im direkten Zusammenhang mit den traumatischen Erfahrungen der vorangegangen Generation steht.

So gibt es für jede diskriminierte Gruppierung, die unter der systematischen Unterdrückung und dem strukturellen Rassismus einer weißen Mehrheitsgesellschaft leidet, einen erhöhten Faktor für die Anfälligkeiten stressbasierter physischer und psychischer Erkrankungen – leider wird dieser Zusammenhang nicht häufig genug hergestellt. Auch die Rolle der Medien, in denen heutzutage teilweise sehr grafische Bilder und Videos von rassistischer Gewalt kursieren, ist nicht zu unterschätzen. Denn trotz Trigger- und Contentwarnungen kann dieses Material sehr traumatisierend auf betroffene Menschen wirken und RBTS verursachen.

Aufgrund der strukturellen Benachteiligung, ist es für Menschen mit Migrationshintergrund und Rassismuserfahrung schwieriger an adäquate Hilfe und Beratung zu kommen. Oft bleibt es dann nicht nur bei den vorher genannten Auswirkungen, sondern dauerhafte traumatische Belastungen können aufgrund fehlender Bewältigungsstrategien häufiger zu Arbeitslosigkeit, Substanzmissbrauch und im schlimmsten Fall auch Suizidgefährdung führen – welches wiederum traumatisierend für das Umfeld und die kommende Generation sein kann und somit den Kreislauf aufrecht erhält.

Umso wichtiger ist es, trauma-informierte und rassismussensible Professionelle Hilfe zu fördern und großflächiger abzudecken, wenn es darum geht diese Traumata nachhaltig aufzuarbeiten. 



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