Die erste Reaktion eines Freundes auf Balıkesir die aktuelle HW 13/14 Kollektion von Serhat Işık war „Kabadayı“. Das bedeutet soviel wie Prahlhans. Diese Aussage bezog sich jedoch nicht vorrangig auf die Kleidung, sondern vor allem auf das Model mit dem die Kollektion in Szene gesetzt wurde.
Model Asad der die Kollektion von Serhat Işık im Lookbook präsentiert, gibt der simplen Silhouette der Kleidung einen sexy Streetboy- Touch mit Prahlhans Attitüde. Die Kollektion ist angelehnt an die 80ziger Jahre Graffiti- Kultur in Brooklyn, die sich mit dem entspannten Stil der zeitgenössischen Berliner Mode verbindet. Asad turtelt und schürzt die Lippen, schaut nachdenklich oder gibt den Prahlhans mit extremer Präsenz und erhabener Natürlichkeit. Seine Gesten und seine Mimik sind der Mode ähnlich die er trägt. Männlich und doch sensitiv. Brüche. Hochwertiges Herren- Tuch verbindet sich mit einer eleganten Streetwear Note. Der bordeauxfarbene Wollanzug macht ihn zum stolzen Pimp, die glänzende schwarze Bomberjacke sagt „alle mal hergesehen, hier bin ich“ und im blauen Balıkesir Sweater sieht Asad plötzlich sehr verloren und sensibel aus.
Hier wird der Mensch hinter der Kleidung sichtbar und weil ich nicht naiv bin, weiß ich, dass das natürlich auch an der Inszenierung liegt. Trotzdem: Asad zeigt hier eine gewisse Natürlichkeit, die niemand ansagen kann, die man hat oder nicht und die aufs Schärfste durch die Kleidung hervorgehoben wird. Serhat Işık arbeitet konzeptionell, aber seine Kleidung bleibt nicht auf dem Konzept sitzen. Sie funktioniert am Träger. Auch wenn der Träger Asad heißt und bewusst ausgewählt wurde um eine bestimmte Aussage zu transportieren. Sehe ich meinen Freund an, der die Kabadayı Assoziation ins Spiel gebracht hat, sehe ich auch in ihm einen potentiellen Balıkesir Träger. Ich sehe Stolz, Männlichkeit und Sensibilität. All das bringt die Kollektion in jedem männlichen Träger hervor und genau das ist ihre Qualität.
Credits
Fotos: Serhat Işık Webseite
Text: Roma Hering