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PoC NEWCOMER*INNEN IN DER RAP-SZENE

Im heutigen Post wollen wir euch drei PoC Newcomer*innen in der Deutschen Rap Szene vorstellen, die das ganze game auf den Kopf stellen. Tiefgründige Texte, wortgewandte Lines und gute Beats – all das bringen diese Künstler*innen mit. 

APSILON

Wer Apsilon bisher nicht auf dem Schirm hatte, sollte das ändern.

Der 26-Jährige Rapper aus Berlin-Moabit spricht in seinen Texten über die Missstände in der Gesellschaft, weil er sich selbst die Welt aus einer gesellschaftskritischen Perspektive erschließt.

 

Apsilon nutzt Musik als Kanal seiner selbst, seiner Gedanken und Weltanschauung. Wenn er erklärt, warum so viele Rapper*innen weiterhin flexen und ihren materialistischen Besitz zelebrieren, begründet er das damit, dass auch Rap von der neoliberalen Logik durchdrungen ist. Nach der Leitidee: „Haste was, biste was“. Gleichzeitig diente die Musik schon immer als Symptomträger gesellschaftlicher Dispositionen und emanzipatorischen Moment marginalisierter Minderheiten.

Wenn das Auge erstmal für soziale Ungleichverhältnisse geschärft ist, kann man nicht mehr wegschauen und umso mehr drängt sich einem auf, was alles schiefläuft. So ist es auch bei Apsilon. Er beschäftigt sich zum Beispiel in seinem Song „Köfte“ mit der Aufarbeitung der Gastarbeiter*innengeschichte türkischsprachiger Migrant*innen in Deutschland. In „Ich leb“ spricht er über Rassismen und rassistische Polizeigewalt in Deutschland und einer Existenz voll Ausbeutung und Selbstaufopferung der (Groß-)Eltern, zur besseren Sozialisation der eigenen Kinder und Enkelkinder. Nur um mit anzusehen, wie „die Enkelkinder in einer Shishabar erschossen“ werden.

Apsilon selbst ist in Moabit aufgewachsen und hätte auch nicht woanders seine Kindheit und Jugend erleben wollen. Heimat bedeutet, für den Sohn türkischsprachiger Migrant*innen, die Konstruktion eines Ortes, mit dem es sich zwischen all den materiellen Beziehungen und entsprechenden Symbolen zu identifizieren gilt. Apsilon weiß um die Zerrissenheit, um das entwederoder –  Türkei oder Deutschland. Er beantwortet die Frage, wo seine Heimat ist, mit Moabit. Dort ist er aufgewachsen, dort hat er einen reellen Bezug und findet sich in der Entwicklung zu dem Menschen wieder, der er heute ist.

WA22ERMAN

Newcomerin Wa22ermann ist vergleichsweise mysteriös unterwegs – über Sie  findet man noch nicht viel im großen world wide web, dennoch hat die Rapperin, seit sie im Oktober 2021 ihre erste Singel Salsa veröffentlicht hat, bereits eine beachtliche Fanbase. Wassermann, bringt uns bei ihren Auftritten mit ihrer Musik ins Schwitzen und löscht gleichzeitig unseren Durst nach PoC Frauen in der Deutschrap Szene. 

Ihr Song “Need for Speed” wurde über 70.000 auf Spotify gehört.  Mit  5 Songs hat es Wa22ermann bereits geschafft, ein eigenes Markenzeichen zu etablieren – “Was denn?” fragt ihr euch vielleicht – ihre Antwort: Wasser. Falls euch das verwirrt, ist es Zeit, eines ihrer Lieder zu hören – denn es lohnt sich! Die Rapperin aus Berlin Kreuzberg macht sich rasend schnell einen eigenen Namen in der deutschen Rapszene. Den Hype hat sie sich verdient.

 

Ihre Texte handeln nicht primär um ihr Dasein als PoC oder Gesellschaftskritik – aber auch sie lässt, mit Witz, gut durchdachten Lines und Wortspielen ihre Wurzeln in ihre Lieder einfließen:

 “Ich liebe Dates, doch ich rede von Datteln” 

 “Motherfuckеr, das‘ Kanackenpolitik

Pack dein Geld jetzt besser weg

Wir essen Naan mit den Händen, also weg mit dem Besteck”

Auch in ihrem Feature “Bisschen Liebe, Bisschen Hass”  mit dem Berliner Rapper Apslion wird der Rassismus den BIPoC in Deutschland erleben beleuchtet, aber auch der Halt, den beide in ihren Freunden finden.

Obdachlose hier penn‘ vor ’nem leeren Haus

Cops hauen auf ein’n schwarzen Schädel drauf

Falscher Name hier killt dein’n Lebenslauf

Lauf des Lebens hier frisst deine Seele auf (lauf)

..

Ich lauf durch die Hood, doch ich weiß nicht, wohin

Ich spür Liebe und Hass und ich müsste mal gehen

Bruder, pass mir den Blunt, ’ne verschwommene Sicht

Jeder schaut mir grad zu, doch ich leb diesen Film

Und erkenn mich zum Teil nicht mal selbst (nein)

Doch bleibe dankbar für Fam, die trotz Fehler jederzeit zu mir hält (meine Fam)

Tausende Leute verteilt auf ’nem Fleck

Aber jeder hier fühlt sich allein

NASHI44

Ob in Dessau oder Atlanta

Ihr zeigt kein‘ Respekt vor unseren Schwestern

Bin nicht deine LingLing und auch nicht deine Geisha

Ich bin nicht da für dein‘ white male pleasure

In der Angst und dem Kampf vor den naturalisierenden Stereotypen der weißen Mehrheitsgesellschaft, entschied sich Nashi44 für eine neue und innovative Formsprache, mit diesen Rassismen umzugehen: ihre Musik. Darin dekonstruiert sie die Ressentiments und hält den Menschen andere, selbst geschaffene Bilder von asiatisch gelesenen Menschen vor. Eigentlich strebte Nashi44 nach einer professionellen Karriere in der institutionalisierten Musikbranche, aber nach all den Rassismuserfahrungen und wenig individuellen Ausdrucksmöglichkeiten kehrte sie nach Berlin zurück und startete ihren eigenständigen Rap-Erfolg.

 

 

In den Liedern „Virus in der DNA“ und „Suck On My Springroll“ thematisiert Nashi44 den viel zu lange verkannten anti-asiatischen Rassismus in unserer Gesellschaft und benennt sexistische und rassistische Gewalt gegen asiatisch gelesenen FLINTA* Personen im Alltag. Provokation, Wut und Konfrontation mit der deutschen Mehrheitsgesellschaft sind wie ein Befreiungsschlag und persönlicher Widerstand. Nashi44 beschreibt ihr Musikgenre als “Asian Berlin Pussy Conscious Rap”, weil sie in ihren Texten persönliche Erfahrungen verarbeitet, sozialpolitische Ungleichheiten anspricht, den female Rap pusht und dazu noch die Menschen zum Tanzen anregen will.

Auch der Spirit im Studio ist von ihren eigenen Überzeugungen gefärbt: zusammen mit Spoke, dem Producer von Nashi44, stehen die beiden für die Sichtbarmachung von FLINTA* Personen im Deutschrap und dem professionellen Vernetzen von Ressourcen und Projekten unter marginalisierten Bevölkerungsgruppen. Denn vor allem in der Musikbranche herrschen extreme Ungleichheitsverhältnisse und Verschränkungen von klassistischer und sexistischer Diskriminierung. deshalb setzt sich Nashi44 insbesondere dafür ein, queere-, FLINTA* und BiPoC-Personen in der Musikbranche zu unterstützen, ihre Zugänge zu teilen und eine nachhaltige Veränderung der vorherrschenden Strukturen anzuregen.

 

 

 

 

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