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Gesellschaft & Geschichten

Klassismus

Das Problem von Ausgrenzung und Armut

Dauer-Formate im TV wie „Hartz und herzlich“ zeigen den scheinbaren Alltag von Menschen, die Sozialleistungen beziehen und Erwerbslosen und schaffen somit oftmals ein negatives Bild dieser „Klasse“.

Diese Darstellung kann zu einer „Entsolidarisierung“ in der Gesellschaft führen. Hierbei wird also ein Maß geschaffen, von dem man sich abgrenzen kann. „Guck mal, denen geht es noch schlechter. Und: So wie die bin ich ja nicht.“ Arme Menschen werden für ihre Situation verantwortlich gemacht. Dabei werden strukturelle Einflussfaktoren außer Acht gelassen.

Die Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft findet an vielen Orten statt: an Schulen, im Kulturbetrieb oder in der Politik, in Institutionen oder in persönlichen Verhaltensweisen.

Definition

Klassismus ist die Diskriminierung und Unterdrückung von Menschen aufgrund ihres vermuteten oder wirklichen sozialen Status. Menschen unterschiedlicher sozialer Herkunft werden hierbei in soziale „Klassen“ kategorisiert. Klassismus führt zur Demütigung und behindert die gesellschaftliche Partizipation von bestimmten Gruppen. Die freie Entfaltung der Persönlichkeit und der berufliche Werdegang werden eingeschränkt.

Die Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft findet an vielen Orten statt: an Schulen, im Kulturbetrieb oder in der Politik, in Institutionen oder in persönlichen Verhaltensweisen.

Klassismus wird oftmals noch weniger beachtet als andere Formen der Ungerechtigkeit und Diskriminierung. Er zeigt sich mit, aber auch in Verbindung mit anderen Arten wie Rassismus oder Sexismus. Ein Beispiel für die Überschneidung von Sexismus und Klassismus ist die gesellschaftliche Stellung und Benachteiligung alleinerziehender Frauen. Dabei schließt das eine nicht das andere aus: Viele der Diskriminierungsstrukturen überschneiden sich. Sie können also nicht ausschließlich individuell, sondern müssen intersektionell untersucht werden.

Klassismus im Bildungssystem

In Deutschland entscheidet vor allem die soziale Herkunft, welche Bildung ein Kind erhält und über welche kulturellen oder materiellen Ressourcen es verfügt. Die Schichtzugehörigkeit bestimmt, in welchem Stadtviertel ein Kind aufwächst. Sie legt meist auch fest, welche Schulen es besucht, welche Medien, Musik und Bücher es konsumiert. Und damit auch, welchen Beruf es ergreifen und welches Gehalt es einmal verdienen wird.
Dabei halten sich Gruppenvoruteile gegen „niedrige“ Klassen und „bildungsferne“ Schichten hartnäckig.

Armen Menschen wird unterstellt, dass sie an ihrer Armut schuld seien. Und das, obwohl Millionen von Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen im Niedriglohnsektor arbeiten. Sie verdienen häufig ein Gehalt, das zum Leben nicht ausreicht. Doch obwohl all diese Fakten über soziale Ungleichheit meist bekannt sind, wird in der Antidiskriminierungsarbeit bisher kaum darüber gesprochen. Denn Diskriminierung erfolgt nicht nur aufgrund des Geschlechts oder der ethnischen Herkunft, sondern auch aufgrund der sozialen Herkunft.

Andere Formen von Klassismus

Klassismus ist mehr als Bildungsdiskriminierung.

Klassismus zeigt sich auf den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Ebenen. Die Diskriminierung kann sich in individuellen Verhaltensweisen und Einstellungen, aber auch strukturellen Bedingungen und politischen Entscheidungen zeigen. Etwa wenn der Staat auf die Probleme privilegierterer Schichten schneller reagiert als auf die Probleme ärmerer Schichten oder diese als wichtiger einstuft: beispielsweise in der Justiz. So sind die Folgen von Kriminalität, die vor allem ärmere Gesellschaftsschichten begehen, oft mit viel härteren Strafen belegt, als die Kriminalität wohlhabenderer Gesellschaftsschichten.

Verschiedene Studien zeigen immer wieder, dass Armut krank macht und Krankheit arm macht. Expert*innen kritisieren wiederholt, dass der Hartz-IV-Satz zu niedrig für gesundes Essen sei und die Zuzahlungen für Medikamente zu gering ist. Arme Menschen sind auch oft lauten Umweltgeräuschen, schlechter Luft sowie harter körperlicher Arbeit ausgesetzt.
Denn auch Wohnen, Wohnungssuche, Arbeit und Arbeitssuche sind von Klassismus betroffen.

Doch Klassismus ist nicht alleine mit “mehr Geld” zu lösen. Auch mit ökonomischen Wohlstand haben betroffene Menschen ein Stigma zu überwinden. Denn materielle Benachteiligung übersetzt sich auf lange Sicht auch in gesellschaftlichen Ausschluss.

Neuere sozialwissenschaftliche Forschungen wollen daher weg von der fehleranfälligen Armutsmessung über das Einkommen. Sie sind vielmehr daran interessiert, wie Armut das Leben der Menschen verändert. Teilhabe und Zugehörigkeit sind in dieser Debatte zu Schlüsselbegriffen geworden. Es reicht nicht mehr aus zu fragen, wer arm ist und wie viele, sondern wie Armut die Lebensqualität und die Empfindungen der Betroffenen beeinflusst.

Es braucht eine systematische Veränderung.

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