Seit ungefähr zwanzig Jahren dokumentiert der Schweizer Skizzenzeichner GRRRR seine Umgebung, vorallem Zürich, die Stadt aus der er kommt. Seine hauptsächlich schwarzweißen und alltäglichen Zeichnungen publiziert er auf seiner interaktiven Webseite. Diese kann mit ihrem ungewöhnlichen Design und „nervösem Geflirre“ wie er selbst sagt, den Besucher sowohl verwirren als auch faszinieren. Seit neuestem befindet sich der Zürcher ein halbes Jahr in Istanbul, wo er die Spuren der Menschen und Gebäude der Hauptstadt auf Papier unter dem Namen GRR70 verewigt hat. renk. hat sich eine Kopie des Istanbul-Heftes erbeutet und das Sammelwerk fotografisch dokumentiert.
Über seine Arbeitsweise sagt GRRRR folgendes:
„Ich liebe es, Städte zu erkunden, mir zu Fuß den neuen Ort im Kopf zu kartografieren, ins Getummel einzutauchen, ein Plätzchen zum Verweilen finden, um dann die Überlagerungen der Großtadt abzuzeichnen. Das hat etwas meditatives.
Bei der stundenlangen Handarbeit verschmelze ich mit meiner Umgebung und bekomme so meinen eigenen Zugang zum Ort.
Die Stadtbewohner sind meistens zu schnell. Wenn ich meinen Stift ein zweites Mal aufs Papier setze, sind sie schon auf und davon. Viel eher ziehen meine Linien ihren Spuren nach. Architektur, wie sie entsteht und zerfällt, Verkehrsschilder und Sprayereien, kleine improvisierte Futterstellen für Vögel…
Seit dem Ende der Neunziger dokumentiere ich so meine Umgebung, vorallem Zürich, die Stadt in der ich aufgewachsen bin. Die Schweiz ist mir aber zu niedlich und sich der Verwöhntheit oft nicht bewusst, das macht träge und depressiv. Immer wieder zieht es mich weit weg, wie gerade jetzt, wo ich für ein halbes Jahr in Istanbul lebe.
Von Beginn an publiziere ich immer auch alles auf meiner Webseite. Auf meine ganz eigene Art mit viel Schwarzweiß, groben Pixeln und nervösem Geflirre. Obwohl GRRRR.net alle meine Arbeiten zügänglich macht, soll keine Illusion der Übersicht aufkommen.
Eigentlich bevorzuge ich Papier, denn es ist zärtlicher als ein Bildschirm und braucht auch keinen Akku.
Damit meine Bilder eine Körperlichkeit finden, publiziere ich immer wieder Bücher und Zines, letztere im Eigenverlag.
So entstand nach einem Monat Istanbul das Heft GRR70: İst in einer Auflage von 200 Exemplaren. Ich wollte vor Ort produzieren und suchte der Haptik wegen nach nach einem Risograph-Drucker. Dank den Leuten vom Fanzineİst-Festival fand ich dann auch eine Maschine; mit Ata Kams Hilfe konnte ich bei Sigara Odası Matbu Servisi in Tophane drucken.“
Hier ein Link zur Online-Version von İst (GRR70). Den Stadtplan mit der Standpunkten der Zeichnungen findet man hier, zusammen mit dem Link zum GRRshop.
Zeichnungen und Zitate: GRRRR