Magazin
Vor dem Hintergrund der Geschichte spürt der amerikanische Fotograf Tyler Mitchell (*1995, USA) Träumen vom Paradies nach. Seit seinem Aufstieg in der Modewelt arbeitet er an einem visuellen Narrativ über Schönheit, Mode, Utopie und Landschaft, das die Visionen vom Leben Schwarzer Menschen erweitert. C/O Berlin zeigt mit Wish This Was Real Tyler Mitchells erste Einzelausstellung in Deutschland. Sie bietet neue Perspektiven auf seine langjährigen Themen der Selbstbestimmung und der besonderen Strahlkraft des Alltäglichen und zeigt, wie Porträts gleichzeitig in der Vergangenheit verwurzelt sein und eine imaginäre Zukunft heraufbeschwören können.
Die Ausstellung umfasst knapp zehn Jahre der dynamischen künstlerischen Arbeit von Mitchell in den Bereichen Fotografie und Video und verdeutlicht den Einfluss der „New Black Vanguard“ – der von dem amerikanischen Schriftsteller Antwaun Sargent so bezeichneten Bildproduktion Schwarzer Fotograf:innen, die zwischen Kunst und Mode angesiedelt ist. Die nach unterschiedlichen Motiven in drei Themenbereiche gegliederte Ausstellung zeigt seine neuesten auf Stoff und Spiegel gedruckten Werke und präsentiert Mitchells vielfältige Erkundungen des Porträts, der Natur und des gesellschaftlichen Gedächtnisses. „Ich hoffe, dass meine Fotos authentisch wirken“, sagt Mitchell.
In Lives/Liberties (dt. Leben/Freiheiten) spiegeln sich Mitchells frühe Einflüsse und sein Eintauchen in die Skateboard-Kultur in Bildern wider, die den Traum von Freizeit, Gemeinschaft und Selbstverwirklichung inmitten gesellschaftlicher Unruhen verfolgen. Dazu gehört das Video Wish This Was Real (2015), eine aufwühlende und atmosphärische Reflexion über Unschuld und politischer Aufruhr im heutigen Amerika. In Postcolonial/Pastoral werden die Träumereien vom Paradies durch die Komplexität von Geschichte und sozialer Identität unterstrichen. Mitchell inszeniert aufwendige Szenen in Georgia und im ländlichen New York und lädt durch lebendige Landschaften und symbolische Verweise zum Nachdenken ein. In intimen Familienporträts und Stillleben, die das Zuhause als Zufluchtsort darstellen, zelebriert Family/Fraternity (dt. Familie/Geschwisterlichkeit) die Widerstandskraft und Handlungsmacht Schwarzer Gemeinschaften.
Im Zentrum der Ausstellung steht die Installation Altars/Acres (dt. Altäre/Felder) mit Fotografien und Mixed-Media-Skulpturen von Künstler:innen wie Garrett Bradley, Rashid Johnson, Baldwin Lee, Gordon Parks, Grace Wales Bonner und Carrie Mae Weems, deren Arbeiten stark mit Mitchells eigener kreativer Herkunft korrespondieren. Mit diesem einzigartigen Dialog zwischen den Generationen wird Mitchells Fotografie in ein weites Feld aus Experimenten, geistigem Erbe und kulturellem Ausdruck eingebettet.