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Der deutsch-türkische Rapper Sultan Tunc meldet sich zurück mit seinem sehr persönlichen, kritischen und höchst aktuellen Album „Otobiyograffiti“. Viele der Songs stellt er auf seiner ersten Show zum neuen Album vor.
Er ist HipHop-Produzent, hoffungsvoller Künstler und Sprachrohr seiner Generation, in der er eine laute liberale Stimme der deutsch-türkischen Community ist.
Sein neues Album ist beeinflusst von seinem Leben in Istanbul und Berlin, seinen Aufenthalten in Athen und London, sowie seinem Engagement in syrischen Flüchtlingscamps. Das Knallen der Gasbomben, Polizeisirenen, Demonstrant*innen, die Radiosendungen seines Vaters, TV-Snipes, Tape-Aufnahmen seiner Kindheit, die Stimmen des türkischen Dichters Nazim Hikmet und seiner Mutter fügen sich zu einer Soundcollage zusammen.
Tunc vertont in Otobiyograffiti Geschichten seiner Kindheit im mittelhessischen Stadtallendorf, dem Klein-Istanbul Hessens, aus dem katholischen Kindergarten, der Langeweile und dem Frust der jugendlichen Migrant*innen. Das Album erzählt die Geschichte der ersten Rebellion gegen die Eltern und der konservativen, türkischen Nachbar*innen sowie die Resozialisierung im Jugendzentrum durch HipHop („Huzur Isyanda“). Tunc selbst sagt, „es seien autobiografische Songs, die im Streit mit den Eltern entstanden, wenn es um die Sichtweise der Älteren gegenüber den Armenier*innen geht“ („Önce Insan“).
Da ist der Sprung in die Türkei, der Plattenvertrag, die Neugier, die ihn für 10 Jahre in Istanbul festhielt. Außerdem erzählt das Album von der Zeit und den Herausforderungen sich neu zu erfinden, Vergleiche zu ziehen und viele Mythen der heilen schönen Türkei, Deutschland, Familie und die Religion strikt zu hinterfragen. Es ist Tuncs Art der Reflexion und Verarbeitung der Bilderfluten von Staatsgewalt in den Medien („Iyi Polis – kötü Polis“). Es ist die Wut über das doppelte Spiel der europäischen Regierungen einerseits im Nahen Osten, Menschenrechte und Frieden einzufordern, aber andererseits dieselben Länder mit Hightech-Waffen zu beliefern („Beddua“).
Otobiyograffiti erzählt Tuncs Geschichte des immerwährenden Suchens, welches so stellvertretend für viele Türk*innen derzeit steht.
Weitere musikalische Zusammenarbeit für das Album fand statt mit denmit dem erfolgreichen Produzenten Özer Dönerkaya (TR), dem Beatmaker Lion Riddim (RO) sowie DJ Release (GER) und Wermonster (FR) entstanden. An dem Album wirkten außerdem mit: der türkische Jazz Gitarrist Bilal Karaman, Lefty Bardo / Guitar, Emrah Gökmen / Cello, Tim Speckert / Drums, Dirk Erb / Bass, DJ Yesta / Scratches, Ibrahim Ardic / Zurna, Sulukule Youth Orchestra / Chor, die Gruppe Tahribad i Isyan.