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Festival

fluctoplasma

  • 27.10.2022
  • 10:00
  • 18-50€
  • 20359 Hamburg
  • Diverse Orte innerhalb Hamburgs

Hamburgs Festival für Kunst, Diskurs und Diversität 27.-30. Oktober 2022

Dass Social-Media-Hashtags wie #polizeiproblem oder #aufschrei die deutsche Gesellschaft kaum gegen rassistische Staatsgewalt und institutionalisierten Sexismus mobilisieren konnten – geschenkt! Sogar als #cumex 2018 zum ersten Mal trendete, blieben die massiven Proteste gegen Wirtschaftskriminalität aus, obwohl es dabei um den größten Steuerraub in der Geschichte ging. Aber davon abzuleiten, dass es den Menschen hierzulande an Blut in den Adern mangelt, um sich gegen strukturelles Unrecht auszusprechen, wäre falsch. Denn es entstehen immer mehr Räume – physische und virtuelle –, in denen Ideen verfasst, Argumente ausgetauscht und Kräfte gebündelt werden, um soziale, ökonomische, ökologische und politische Missstände zu beheben. Gerade in jenen Räumen wird intensiv daran gearbeitet, das Miteinander pluralistischer, gerechter und solidarischer zu gestalten.

Credit: Johanna Koo

Musterbeispiel? fluctoplasma, das interdisziplinäre Festival für Kunst, Diskurs und Diversität, das vom 27. bis 30. Oktober 2022 in Hamburg zum dritten Mal stattfindet. Eine lebendige Agora – wie Twitter, nur ohne Trolls. Ein beliebter Treffpunkt der progressiv-liberalen post-migrantischen Szene. Eine Veranstaltungsreihe an der Schnittstelle ästhetischer und politischer Reflexionen, die in diesem Jahr mit Perspektiven für ein Zusammenleben in Vielfalt wirbt, vorgestellt von mehr als hundert Künstler*innen und Speaker*innen unter dem Leitsatz „retelling utopia“. In sechs äußerst verschiedenen Spielstätten werden Kunstausstellungen und Konzerte, Filmvorführungen und DJ Sets, interaktive Installationen und Spoken-Word-Performances, Virtual-Reality-Walks und Talks, Panels und Workshops präsentiert – vorwiegend in deutscher und englischer Sprache.

Credit: Mauricio Bustamante

„Wir werden individuelle und kollektive Visionen darstellen – Skizzen von Antworten auf dringende Zukunftsfragen. Welche Utopien von Gemeinschaft haben ausgedient, vertragen ein Update oder verlangen nach inklusiveren Grundgedanken als die der europäischen Aufklärung? Welche neuen Realitäten müssen wir entwerfen und wie schaffen wir das zusammen mit den immer perfektionierbaren Werkzeugen der Demokratie?“, erläutert der künstlerische Leiter Dan Thy Nguyen das Konzept von fluctoplasmas dritter Auflage. Der Name des Festivals ist übrigens eine Anspielung auf den geisteswissenschaftlichen Begriff „fluide Gesellschaft“, womit auf problematische Verhältnisse in den hochindustrialisierten Volkswirtschaften hingewiesen wird. Die dortigen Erkundungen von Segen und Flüchen der „liquiden Moderne“ schließen den entspannten Kunstgenuss allerdings nicht aus.

„Fluctoplasma beschäftigt sich mit Kapitalismus, Kolonialismus, Patriarchat, Rassismus, Faschismus und der Gewalt, die von diesen und anderen Systemen ausgeht. Wir bieten aber auch Gelegenheiten für den Gedankenaustausch über Zärtlichkeit, Liebe und andere Formen wohlwollender Verbundenheit, die unsere Gesellschaft braucht, um zugewandter, fürsorglicher und wärmer zu werden”, versichert Projektleiterin Nina Reiprich.

Neben Nguyen und Reiprich haben Reyhaneh Scharifi, Ayna Steigerwald, und Mei key To das viertägige Kulturereignis kuratiert. Das Festivalmotto auf den von Johanna Koo konzipierten Plakaten könnte genauso passend „Ab nach Hamburg!“ lauten, denn die gut vernetzten Organisator*innen haben immer, Coronakrise hin oder her, Interessierte aus Berlin, Frankfurt am Main, Köln und anderen Großstädten gelockt – nicht zuletzt durch eine attraktive Ticketing-Strategie.

Tickets gibt es in drei Preiskategorien: allgemeine Eintrittskarten für einzelne Events, „Festival-Tickets“, die den Zugang zu allen Veranstaltungen ermöglichen, und „Mediathek-Tickets“ für diejenigen, die das Ganze rein digital genießen wollen. Mit den „Mediathek-Tickets“ können alle live gestreamten Events bis zum 13. November auf der Webseite www.fluctoplasma.com nachgeschaut und zusätzliche Beiträge entdeckt werden, die nur dort verfügbar sind. Das vielversprechend umfangreiche Programm ist online – nicht nur als Anreiz für Besucher*innen, sondern auch als Ansporn für künftige Mitmacher*innen. Das fluctoplasma-Team wünscht sich ausdrücklich, dass viele Menschen motiviert werden, in den kommenden Jahren mit eigenen Projekten teilzunehmen. Das Ziel: Politische Bildung, soziale Bindung und kollektive Bewegung Anhand künstlerischer Mittel zu fördern. „Und zwar ohne Konflikte zu scheuen: Miteinander zu streiten und dennoch zusammen Tee zu trinken – genau das ist fluctoplasma“, so Festivaldramaturgin Ayna Steigerwald.

Credit: Milena Apostolova

 

Titelbild: Milena Apostolova