Dilek Ağacı (Dt. Wunschbaum)
Für viele Menschen in Deutschland und Europa existiert das Gebiet der heutigen Türkei nur als Ort vieler Sommerurlaube oder als Herkunftsland der Gastarbeiter:innen. Dies führt oft zu oberflächlichen, rassistischen Stereotypen. Für viele in der Diaspora selbst ist sie ein Ort der Sehnsucht, aber auch mehr oder weniger bekannt, was zu unterschiedlichen Hoffnungen, Utopien und Wünschen sowie zu möglichen „falschen“ Erinnerungen oder Vorstellungen führen kann. Dies führt wiederum zu vielen kulturellen Neuinterpretationen, die neue Verbindungen, Einflüsse und Ansätze möglich machen und die für die Bewahrung und Weiterentwicklung der Kultur nach hundert Jahren der Verwestlichung, des Nationalismus und der Ideologie wichtig sind.
In diesem Projekt arbeitet die kunstschaffende Person Paulina Akbay mit der Kulturarbeiterin und Künstlerin Melis Eda Poyraz aus Berlin zusammen und untersucht fotografisch den kulturellen Transfer und die Beziehungen zur Türkei in der Diaspora mit dem Ziel, eine Zukunftsutopie aus Wünschen, Erinnerungen und Gedanken zu schaffen. Zu diesem Zweck wurden deutsch-türkische Künstler*innen und Kulturschaffende als auch Angehörige ethnischer beziehunsgweise religiöser Minderheiten, wie Kurd:innen, Armenier:innen, Araber:innen, Griech:innen, Alevit:innen, Jüd:innen usw., zu ihrer Person, ihrer künstlerischen oder kulturellen Praxis und ihren Verbindungen, Wünschen, Geschichten und Ideen zu, für und über die „Türkei“ und ihre Diaspora befragt und auf dieser Grundlage fotografiert. Um künstlerisch zu erforschen, wie sich der kulturelle Transfer zwischen den Disziplinen und kulturellen Praktiken entwickelt hat, wurden gezielt Kunst- und Kulturschaffende ausgewählt, da diese oft marginalisierten Berufsgruppen auf ihre eigene Weise mit Kultur umgehen, dadurch (kulturelle) Zukunftsvisionen schaffen und einen anderen Ansatz für visionäre Zukunftsgestaltung haben als Menschen aus anderen beruflichen Umfeldern.
In Zeiten eines starken Rechtsrucks soll diese Arbeit diesem sowie simplen, rassistischen Bildern entgegenwirken. Durch dieses Projekt soll zudem eine andere Art des Zusammenlebens und ein neuer Dialog zwischen den verschiedenen Gruppen und Völkern aus der Türkei angeregt werden. Wie könnte ihre (gemeinsame) Zukunft aussehen? Wie könnten wir diesen Raum und seine Diaspora neu träumen? Und wie können wir diese Personen auf eine neue, andere oder innovative Weise visuell darstellen, die sich dennoch an früheren Arten der Fotografie von Menschen orientiert, z. B. der Wanderfotografie in der Türkei im vergangenen Jahrhundert nach dem Fall des Osmanischen Reiches?
Die Austellung geht vom 15. Mai (18 Uhr) bis 14. Juni (18 Uhr). Die Räumlichkeiten sind immer Do/Fr von 16-20 Uhr, Sam 12-18 Uhr und nach Vereinbarung offen. An Sonntagen ist das Gebäude geschlossen.