Magazin
Ausgehend von der 1938 bis 1941 als „Tempel des Vaterlandes“ erbauten Ehrenhalle am Friedhof Lilienthalstraße 7 in Berlin-Neukölln setzt A Handful of Dust sich mit dem Thema der Angst in historischen gesellschaftspolitischen Kontexten auseinander. Das Erzeugen gesellschaftlicher Ängste stellt ein verlässliches Werkzeug im Prozess der Machtgewinnung
dar und nimmt in den Strukturen von Nationalsozialismus und Kolonialgeschichte eine zentrale Stellung ein. Auch in jüngster Zeit wird durch das Erzeugen von Feindbildern Angst geschürt, die dazu dient, politisch-gesellschaftliche Machtstrukturen auf- und auszubauen. Denn anstatt einer konstruktiven und strategischen Annäherung an Themen wie Klimawandel, Migration und technologischen Umbruch wird durch Populismus und Emotionalisierung Verunsicherung in breiten Teilen der Gesellschaft geschürt und damit der Boden für Angst genährt.
A Handful of Dust versteht sich als ein Infrage-stellen von Schwarz-Weiß
Gegenüberstellungen und sucht nach Wegen des Denkens und Handelns außerhalb dieser Extreme, um so die Vielschichtigkeit und Komplexität von Geschichtsschreibung sichtbar zu machen. Der voranschreitenden Polarisierung und gesellschaftlichen Spaltung will das Projekt eine kollektive Suche nach Zwischentönen, Variation und Lyrik entgegensetzen.
Gemeinsam mit der Künstlerin Anne Duk Hee Jordan und dem Künstler Viron Erol Vert entwickelten die Kuratorinnen Pauline Doutreluingne und Petra Poelzl einen künstlerischen, performativen und diskursiven Erfahrungsraum, indem nach Strategien zur Dekonstruktion hegemonischer Denksysteme gesucht wird und vielgestaltige, normumwandelnde Imaginationen und Erzählungen sichtbar, hörbar und fühlbar gemacht werden.
Neben einer kollaborativ entwickelten künstlerischen Rauminstallation von Anne Duk Hee Jordan und Viron Erol Vert in der Ehrenhalle im Zentrum des Standortfriedhofs wird auch das Areal um die Halle herum über die Dauer von vier Wochenenden (04.09.2020 – 27.09.2020) durch klangliche, diskursive und performative Formate bespielt. Die Kuratorinnen, Künstler*innen, Performer*innen, Wissenschaftler*innen und Musiker*innen begeben sich bewusst in diesen „Fremdkörper“, einen historisch besetzten Nicht-Kunstort, und zielen durch eine reflektierende Auseinandersetzung darauf ab, pluralistische Denkräume zu öffnen.
Ausstellungseröffnung
04.09.2020
15- 21:00 Uhr
Klangliche Manifestation
19:00 Mikkatsiu und Sara Neidorf – Fragmente von dem Lied der Erde
Weitere Infos und das Programm findet ihr hier.