Alle Kölner*innen wissen: Ehrenfeld ist das etwas andere Szene-Viertel. Es ist nicht nur durchzogen von Chai-Hafer-Lattes. In Ehrenfeld liegen Hipster-Café, Falafel-Imbiss, afrikanischer Food-Truck und Kumpir-Restaurant nah beieinander.
Warum also nicht mal dieses interessante Veedel durch die Linse einer Kamera entdecken?
Von Eva Liedtjens (NEOLA art projects e.V.), Mehmet Eren Bozbaş (Kameramann & Dokumentarfilmer) und Mirza Odabaşı (Regisseur & Fotograf) angeleitet, zogen wir, Kölner*innen mit sogenanntem türkischem Migrationshintergrund, mit Kameras durch Ehrenfeld. Unser Ziel: Die künstlerische Auseinandersetzung mit dem einstmaligen Industrie- und Arbeiter*innenviertel, das mittlerweile zu DEM In-Viertel Kölns gentrifiziert worden ist.
Künstlerische Auseinandersetzung
An mehreren Wochenenden traf sich unsere Gruppe, um in Workshops den Umgang mit der Kamera und die Grundlagen der Foto- und Videografie zu erlernen. In Streifzügen durch die Straßen Ehrenfelds erlebten und dokumentierten wir gemeinsam unsere persönlichen Eindrücke.
Nach der Rückkehr in die Workshop-Räume wurde bei Çay und Simit über die gesammelten Ergebnisse und Eindrücke diskutiert. Was hatten wir gesehen? Wie könnten wir unsere Eindrücke besser in unseren Werken widerspiegeln? Was hatte uns überrascht? Welche Fotos und Videos könnten Besucher*innen unserer Ausstellung interessieren, welche wollen wir unbedingt ausstellen?
Die Wochenendstreifzüge hatten uns volle SD-Karten beschert. Dann hieß es: organisieren, konzipieren, gestalten. Nach Themen — Kulinarik, Multikulti, Street Art und Architektur — aufgeteilt, manifestierten wir unsere Ideen und Vorstellungen, diskutierten Druckformate, Werbematerialien und Raumaufteilung.
Wochenendstreifzüge
Denn nicht nur das übergeordnete Thema unserer Ausstellung war geschichtsträchtig: Als Ausstellungsort diente uns ein alter Bunker aus dem 2. Weltkrieg.
Unter uns: Vor Ausstellungsbeginn hätte ich niemals mit dem Zuspruch gerechnet, den wir bekamen. Vor unseren Bildern wurde diskutiert, gelacht und musiziert. Wir hatten keine reine Kunstausstellung sondern einen Diskussionsraum für – hauptsächlich türkische – Kultur in Ehrenfeld geschaffen. Für mich war die Arbeit an der Ausstellung eine tolle und bedeutsame Erfahrung.
Kunstausstellung und Diskussionsraum
Wenn ihr Ehrenfeld auch von einer anderen Seite kennenlernen wollt, empfehle ich von Herzen die kommende zweite Bizim Veedel-Ausstellung anzusehen. Diese findet vom 19. bis zum 30. Juni ebenfalls im Kulturbunker statt.
Eine Sache muss ich euch fairerweise ganz besonders ans Herz legen: Egal, was ihr in Ehrenfeld fotografieren oder filmen möchtet; holt euch einen Simit.
Text: Gizem Bulut
Fotos: Gizem Bulut & Murat Surat