„Aşk geçicidir, sadakat ebedi“ – „Treue ist ewig, Liebe ist vergänglich“
„Das Ewige soll siegen!“
Diese Worte Donna Annas lassen den legendären Don Juan erstarren. Im „Mythos Don Juan“ (türk. „Don Juan Efsanesi“) gibt er sich dem Verlangen nach körperlich-sinnlichen Taten hin, erkennt aber schließlich, dass er sich von diesem Zwang befreien muss.
Wir haben uns die 12. Vorstellung des „Mythos Don Juan“ in Istanbul angeschaut und sprachen mit Haydar Zorlu über das Theater und das Leben am Goldenen Horn.
Seit sechs Jahren lebt der Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor Haydar Zorlu in dieser Metropole. Mit seinem Schauspielsolo von Goethes „Faust“ feierte er erste Erfolge und gründete im Zuge seiner Arbeiten das erste deutsch-türkische Theater, den „KunstRaum“ – „Sanat Odası“ im Stadtteil Kasımpaşa, direkt am Goldenen Horn.
Mit seiner Interpretation zeigt Zorlu „Don Juan“ aus einer neuen Perspektive. Die tiefe Liebe Donna Annas zu Don Juan wird auf eine leichte, aber ästhetische Art dargestellt. Die überzeugende Körpersprache beim Tanz dieser Verliebten ist ein Hochgenuss. Don Juan wird als ein sehr einflussreicher Mann dargestellt, der aber letztendlich erkennt, dass der Tod gegenwärtiger ist als die Verführung.
Wer kommt zu deinen Stücken und hast du mit deinem deutsch-türkischen Theater eine Marktlücke geschlossen?
Ja, auf jeden Fall. Sehr viele Studentinnen und das elitäre Istanbuler Publikum kommen zu den Aufführungen. Es gibt sonst kein weiteres Theater, das deutsche Dramen aufführt.
Das deutsche Publikum ist oft überwältigt und dankbar, die Schönheit der deutschen Sprache auf Istanbuler Bühnen zu erleben. Und das türkische Publikum ist erstaunt über die „deutsche Präzisionsarbeit“, die „Faust“ so türkisch werden ließ. Sie sind nun fest überzeugt, dass Goethe ein Türke gewesen sein muss – schließlich schickt er auch Faust bis in die ägäischen Buchten, damit er mit Helena ein Kind (Euphorion) erzeugt.
Welche Unterschiede hast du zwischen dem Theater in Deutschland und in der Türkei entdeckt?
Es gibt Unterschiede. Aber die Unterschiede innerhalb der jeweiligen Theaterlandschaften sind viel größer. Ich arbeite an einem kleinen Theater, unser Budget ist begrenzt. Wir bekommen zwar keine Förderung, aber die Bühnen werden von der Stadt umsonst zur Verfügung gestellt. Es ist eine praxisorientierte Förderung, was mir sehr gut gefällt. In Deutschland würden meine Stücke ebenfalls erfolgreich laufen, gewährte man mir die gleichen Möglichkeiten wie in Istanbul. Eigentlich bräuchte ich nur eine Bühne und die Aufnahme in das Programm.
Mit welchen künftigen Überraschungen können wir rechnen?
Ich möchte das Stück „Der zerbrochene Krug“ von Heinrich Kleist auf Türkisch spielen. Zur Zeit bin ich sehr mit „Don Juan“ beschäftigt. Es braucht eine Weile, bis das Stück so angenommen wird wie „Faust“. Außerdem soll „Don Juan“ auch auf Deutsch aufgeführt werden. Dafür suche ich einen Partner in Deutschland. Vielleicht ergibt sich in Berlin eine Theater-Kooperation. Desweiteren möchte ich beide Stücke als Buch herausgeben.
Ich habe zwanzig Jahre Serien in Deutschland gedreht. Ab und zu fehlt mir diese Arbeit. Aber ich bin so beschäftigt, dass ich froh bin, wenn ich Zeit zum Lesen finde. Wir schwimmen hier in Istanbul in einem Ozean, es passiert so viel. Und wenn ich wieder in der Nähe von Köln bin, in Eitorf, merke ich, wie alles ruhig, schön und grün ist. Das gefällt mir auch, aber das Leben dort ist mir auf Dauer zu langsam. Istanbul hingegen ist sehr dynamisch und wirkt wie eine Droge.
An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei Haydar, Mücella, Burcu und Tamer für die nette Einladung zum Geburtstagsessen von Burcu und für den wunderbaren Abend im „Keyif“ bedanken.
„Don Juan Efsanesi“ – „Mythos Don Juan“
Buch und Regie: Haydar Zorlu
Schauspieler: Haydar Zorlu (Don Juan, Leporello), Burcu Ertürk Kılıç (Donna Anna, Lisette), Tamer Coşkun (Don Octavio), Enver Yılmaz (Don Gusman)
Titelbild und Bühnenfotos: Pressematerial
Interviewfotos: Yalçın Eser
Weitere Information zum Stück gibt es hier!