Göksu Kunak: INNOCENCE

Ein Verkehrsunfall dramatisch wie eine Seifenoper

Performance und Installation Berlin
11 - 13-09-2024
Göksu Kunak: INNOCENCE

Ein Verkehrsunfall dramatisch wie eine Seifenoper: INNOCENCE basiert auf dem Susurluk-Skandal, einem berühmt-berüchtigten Autounfall in der Türkei der 1990er Jahre: Der vermeintlich alltägliche Unfall führte zu der Aufdeckung krimineller Verbindungen zwischen staatlichen Institutionen, der Drogenmafia und Strukturen eines Staats im Staate. In INNOCENCE reflektiert Göksu Kunak eine Politik des Verschweigens und Vertuschens und erforscht Unfall und Skandal als Phänomen; als Moment, in dem Technologie ihre potenziell gravierenden Auswirkungen offenbart. Aber auch als Moment, in dem Irrtümer und Wahrheiten unserer konstruierten Realität zutage treten. INNOCENCEzeichnet den Crash als festgehaltene Momentaufnahme, in der sich Beziehungen herauskristallisieren: ein Verkehrsunfall als wertfreier Augenblick, weder gut noch schlecht, aber dramatisch wie eine Seifenoper.

Der Susurluk-Skandal als Grauzone offenbart die Ungenauigkeiten einer starren Ost-West-Dichotomie und verschließt sich einfachen Schlussfolgerungen. Das Auto als fetischisiertes Objekt und der Unfall sind für Kunak Metaphern für das korrumpierte patriarchalische politische System in der Türkei und den Crash der türkischen Modernisierung. INNOCENCE ist der Versuch einer Genealogie der Korruption im Land, der Unterdrückung von Minderheiten und wirft auch einen Blick auf die Grausamkeiten, die durch den westlichen Imperialismus an der Türkei und am Nahen Osten verübt wurden.

Nach AN(A)KARA (2021) und Ajaib Mahluqat (ACAYİP MAHLUKAT) (2023) ist INNOCENCE die dritte Koproduktion von Göksu Kunak mit den Sophiensælen.

13.09., 17:30, Hochzeitssaal: Panel Talk (Englisch mit Simultanverdolmetschung auf Deutsch)

Künstler*in Göksu Kunak, Soziologin Ceren Türkmen  und Kuratorin Çağla Ilk sprechen über den Susurluk-Skandal im Kontext: Wie lässt sich der Skandal der 1990er Jahre aus einer heutigen Perspektive reflektieren, gerade auch vor dem Hintergrund stetig steigender Sympathien gegenüber faschistischen Strukturen wie den Grauen Wölfen in der Türkei, in Deutschland und in ganz Europa?

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