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Mut zur Phantasie: Das 7. Internationale Roma-Filmfestival AKE DIKHEA?
(23.-29. Oktober 2023) steht unter dem Motto „Decolonize Imagination!“
Die Welt der Kunst gilt bei vielen als die Verkörperung von Freiheit, die Vorstellungskraft als eine Ressource von unendlichen Möglichkeiten. Im Film, in Märchen, auf der Leinwand oder im Theater scheint alles erreichbar zu sein.
Doch wenn es um Roma* und Sinti* geht, stößt die Imagination sehr schnell an ihre Grenzen, geleitet von Jahrhunderte alten Prozessen des Otherings und der Kolonialisierung in den Köpfen der Gesellschaft. So haben es weder die Autor*innen des Mittelalters, noch Hollywood oder Walt Disney mit seiner 100-jährigen Geschichte geschafft, individuelle, positive und komplex erzählte Figuren von Roma* und Sinti* zu schaffen. Und obwohl Roma* seit der Entstehung des Filmmediums als Darsteller*innen oder Komparsen arbeiten, wurde ihre Darstellung zu einer stabilen Quelle von Klischees. Die Vorurteile, mit denen Roma* in ihrem täglichen Leben konfrontiert werden, sind untrennbar mit ihrer Darstellung auf dem Bildschirm verbunden.
Doch der Film kann auch zur Bekämpfung und Überwindung des Antiziganismus im aktuellen kollektiven kulturellen Gedächtnis beitragen. Es geht nicht nur um die Darstellung auf der Leinwand oder darum, mit Roma* als Berater*innen nach außen anzugeben. Es geht darum, wer die Kontrolle über die Erzählung behält.
Dieses Jahr hat AKE DIKHEA? 20 Filme im Programm, die zeigen, wie Filmschaffende ihre Geschichten in eigene Hände nehmen. Unter dem Motto „Decolonise Imagination!“ stellt das Festival in diesem Jahr grundlegende Fragen über künstlerische Produktion und Repräsentation: Wie können wir die Grenzen der Vorstellungskraft in Bezug auf Sinti* und Roma* überwinden, wenn der Denkprozess in den Köpfen der Gesellschaft durch die jahrhundertelange Kolonialisierung gelenkt wurde? Gibt es einen Ausweg aus dem systemischen Rassismus? Kann die künstlerische Darstellung der Roma* und Sinti*, der größten ethnischen Minderheit Europas, überhaupt gelingen, ohne auf rassistische Stereotypen zurückzugreifen? Das Ergebnis ist eine Vielzahl komplexer, wichtiger Geschichten, die sowohl die Freude als auch den Schmerz der Erfahrungen von Roma* und Sinti* zeigen.
Wir sind uns bewusst, dass strukturelle Formen der Unterdrückung nicht diskutiert werden können, ohne Intersektionalität und Sexismus zu thematisieren: Unser Filmprogramm spiegelt dies mit Filmen wider, die sich auf LGBTQI und die Darstellung von Roma-Frauen im Film konzentrieren.
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