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Das neu ins Leben gerufene internationale Bergama Theaterfestival bringt in der
türkischen Stadt Bergama, dem ehemaligen Pergamon, performative Künste, lokales
Handwerk und jahrtausendealte Geschichte zusammen. Mit über 20 Veranstaltungen an
antiken und modernen Spielorten, historischen Ausgrabungsstätten und im Stadtzentrum
wird Bergama im Mai 2018 zu einem Treffpunkt für lokales und internationales
Theaterpublikum, Künstlerinnen und Bewohnerinnen der Stadt.
Im ersten Jahr des Festivals werden Berliner Theater-Produktionen eingeladen und so die historische Beziehung
zwischen Berlin und Bergama neu hinterfragt.
Aufgeführt werden unter Anderem:
In ihrem Abend zwischen Weltmusik und Schauspiel widmen sich Theatermacher
Tugsal Mogul und Schauspielerin und Sängerin Christiane Hagedorn einem weitgehend
unbekannten Kapitel der deutsch- deutsch-türkischen Geschichte, dem Schicksal der
Kinder, die von türkischen „Gastarbeitern“ aus Westberlin gezeugt und aus dem Bauch
von Ostberliner-Frauen geboren wurden.
In dem Tanzstück bodytext, das die Berliner Choreografin Modjgan Hashemian mit den iranischen Tänzer*innen Ashkan Afsharian, Kaveh Ghaemi und Elahe Moonessi entwickelt hat, werden die Tanzenden zum Textkörper: Schrift, die lesbar wird und wieder verschwindet.
Die NSU-Monologe erzählen von den jahrelangen Kämpfen dreier Familien der Opfer
des NSU – von Elif Kubaşık, Adile Şimşek und İsmail Yozgat: von ihrem Mut, in der 1.
Reihe eines Trauermarschs zu stehen, von der Willensstärke, die Umbenennung einer
Straße einzufordern und vom Versuch, die eigene Erinnerung an den geliebten
Menschen gegen die vermeintliche Wahrheit der Behörden zu verteidigen. Roh und direkt liefern die NSU-Monologe uns intime Einblicke in den Kampf derAngehörigen um Wahrheit und sind in Zeiten des Erstarkens von Rechtsextremismus an Aktualität kaum zu überbieten.
Die Performance „Meddah Geldi Haaanım“ untersucht die Möglichkeiten einer
starken Erzählerfigur in Verbindung mit der aktuellen Geschichte einer Reise durch Europa. Während Ella eine Rückfahrt in unerwarteter Gesellschaft meistern muss, sieht Helga es als Mitfahrgelegenheit und für Zeynep Hanım ist die Fahrt eine Reise in die neue bittere Heimat.
Wie wird Bergama von Berlin aus wahrgenommen, und wie sieht Berlin von Bergama
gesehen aus? Lässt sich in den unterirdischen Gängen und entlang der überirdischen
Wege einer der ersten Zentren für Psychotherapie, dem antiken Asklepion, Heilung
von den Gebrechen unserer Tage finden? Was kann uns der Klang des Wassers aus der
Tiefe flüstern? Ausgehend von den miteinander verbundenen Geschichten zweier Städte und den Ruinen von Asklepion, wird gastkollektiv sich performativ mit diesen Fragen
auseinandersetzen.
“Am siebten Februar 2018, um 14.07 Uhr haben sie sich verliebt.” Das Lied des
Herzschlags ist der Tanz zweier Seelen.
Während Wissenschaftler heutzutage das Verhältnis von Herz, Liebe und Rhythmus
erforschen, hat Sappho vor 2600 Jahren mit ihren Anhängerinnen auf Lesbos dazu
bereits Experimente gemacht. Die Spuren dieser Arbeiten sind selbst in der modernen afroamerikanischen Musik unübersehbar. Eine Liebesgeschichte, die manchmal läuft, manchmal humpelt, fast immer rennt, gelegentlich hüpft, aber nie stillsteht.
Programm und Ticketverkauf gibt’s hier.