Filmesehen und Zusammenleben

Zur Politik des deutsch-türkischen Kinos

Berlin
17-10-2017

Eine Veranstaltung mit freundlicher Unterstützung der Freien Universität Berlin und des Avicenna Studienwerks e.V.

Die Gegenwart des deutsch-türkischen Kinos bietet wenig Anlass zu Hoffnung. Während sich in Deutschland der Rassismus immer ungenierter zeigt, werden die Filme des Genres immer unpolitischer – so scheint es. Doch welche Kriterien erlauben überhaupt ein solches Urteil? Wie lässt sich die gesellschaftliche Rolle von Filmen angemessen beschreiben? Diese Frage wird mit den aktuellen politischen Problemen zusehends dringlicher.

Jahrelang wurde das deutsch-türkische Kino nach der Logik der Identitätspolitik definiert. Mittlerweile verstärkt sich jedoch der Eindruck, dass diese Beschreibung mehr Probleme aufwirft als löst, weil sie die Filme auf die Erfüllung vorgegebener Muster festlegt. Und so stellt sich die Frage: Wenn Filme uns Formen des Zusammenlebens vorführen, wie können diese Formen politisch wirksam werden? Welche Rolle spielen dabei die Zuschauer/innen? Und was bedeutet es, wenn diese Formen selbst migriert sind – nicht zuletzt aus dem Genrekino Hollywoods?

Was also sagen uns Filme zur Migration über das Zusammenleben in Deutschland, wenn sie dieses Zusammenleben nicht nur abbilden? Wie machen die Filme gesellschaftlichen Rassismus erfahrbar? Was können die Filme sichtbar machen? Was bleibt unsichtbar?

Diesen Fragen widmet sich die Veranstaltung in einem Vortrag mit anschließender Filmsichtung und Diskussion mit Expert/innen aus Wissenschaft und Praxis.

Programm

Den Auftakt macht ein Vortrag des Medien- und Kulturwissenschaftlers Ömer Alkın. Darin wird er von seinem aktuellen Sammelband zum Genre des Migrationskinos in Deutschland berichten.

Gezeigt wird dann der Kurzfilm Gräfin Sophia Hatun (1997) von Ayşe Polat, der sich dem Thema Rassismus und Migration auf komplexe Weise nähert.

Die daran anschließende Podiumsdiskussion widmet sich der Frage, wie Filme in die Sphäre des Politischen eingreifen können. Das Gespräch werden führen: Die Filmwissenschaftler/innen Dr. Hauke Lehmann und Nazlı Kilerci von der Freien Universität Berlin sowie die Filmemacherin Martina Priessner.

Vortrag und Buchpräsentation (Ömer Alkın):
Vom Gastarbeiter zum postmigrantischen Kulturhybriden?
Kritische Perspektiven auf die Deutsch-Türkische Filmkultur im Migrationskontext

Filmscreening
Gräfin Sophia Hatun (1997, 16“, Deutschland, R: Ayşe Polat)

Podiumsdiskussion
Was heißt „deutsch-türkisch“? Formen von Zusammenleben innerhalb und außerhalb des Kinos

Ömer Alkın (Medien- und Kulturwissenschaftler, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf) Nazlı Kilerci (Filmwissenschaftlerin, Freie Universität Berlin)
Dr. Hauke Lehmann (Filmwissenschaftler, Freie Universität Berlin)
Martina Priessner (Dokumentarfilmerin, angefragt)

Ausklang mit Snacks und Getränken